Diabetologie und Stoffwechsel 2008; 3 - A18
DOI: 10.1055/s-2008-1076165

Ernährungsverhalten im ersten Lebensjahr bei Kindern von Müttern mit und ohne Typ-1-Diabetes: Ergebnisse der TEDDY (The Environmental Determinants of Diabetes in the Young)-Studie

S Hummel 1, S Schoen 1, JM Norris 2, SM Virtanen 3, W Mc Leod 4, C Andren-Aronsson 5 P Gesualdo 2, TEDDY Study Group
  • 1Institut für Diabetesforschung, München, Deutschland
  • 2University of Colorado at Denver, Denver, USA
  • 3University of Tampere, National Public Health Institute, Tampere, Finnland
  • 4University of South Florida, Tampa, USA
  • 5Lund University, Malmo, Schweden

Fragestellung: Die frühkindliche Ernährung wird als möglicher Einflussfaktor für die Entstehung von Inselautoimmunität und Typ-1-Diabetes (T1D) diskutiert. Nationale und internationale Fachkommissionen empfehlen, Säuglinge während der ersten 6 Monate ausschließlich zu stillen. Erst kürzlich konnte die deutsche BABYDIAB Studie zeigen, dass Mütter mit T1D seltener und kürzer stillen als Mütter ohne T1D. Im Rahmen der internationalen TEDDY-Studie sollte dieser Befund geprüft sowie der Einfluss einer mütterlichen T1D-Erkrankung auf die Einführung von Beikost während des ersten Lebensjahres untersucht werden.

Methodik: Die TEDDY-Studie wird von 3 Zentren in USA (Denver, Seattle, Georgia/Florida) und 3 Zentren in Europa (Finnland, Schweden, Deutschland) durchgeführt mit dem Ziel, Umweltfaktoren zu identifizieren, die in Abhängigkeit von genetischer Belastung Inselautoimmunität und T1D verursachen. Insgesamt wurden bislang 4207 Kinder mit erhöhtem genetischen Risiko in die Studie eingeschlossen, von denen 2343 bereits über ein Jahr lang nachverfolgt und in diese Analyse eingeschlossen wurden. Darunter haben 96 eine Mutter mit T1D, 151 eine nicht-diabetische Mutter, jedoch einen Vater und/oder ein Geschwister mit T1D und bei 2096 Kindern war kein erstgradiges Familienmitglied an T1D erkrankt. Von allen Kindern wurden in 3-monatlichen Abständen Informationen zur frühkindlichen Ernährung gesammelt.

Ergebnisse: Kinder von Müttern mit T1D werden seltener (80.2% vs. 85.9% der Kinder mit einem anderen an T1D erkrankten Familienmitglied und 84.6% der Kinder aus der Allgemeinbevölkerung) und kürzer gestillt. Während der ersten vier Lebenswochen erhielten 28,1% (SE 2,4) der Kinder von Müttern mit T1D ausschließlich Muttermilch im Vergleich zu 47,7% (SE 2,8) der Kinder mit einem anderen an T1D erkrankten Familienmitglied und 43,3% (SE 0,7) der Kinder aus der Allgemeinbevölkerung (p<0,001). Auch die gesamte Stilldauer war bei Kindern von Müttern mit T1D kürzer (p<0,01).

Während der ersten 4 Lebenswochen erhielten bereits 64,9% (SE 2,9) der Kinder von Müttern mit T1D Kuhmilchhaltige Beikost vs. 49% (SE 2,9) der Kinder mit einem anderen an T1D erkrankten Familienmitglied und 54,5% (SE 0,7) der Kinder aus der Allgemeinbevölkerung (p<0,001). Im Gegensatz dazu erhielten Kinder der Allgemeinbevölkerung früher glutenhaltige Beikost: im 5. Lebensmonat erhielten 65,5% (SE 0,8) der Kinder der Allgemeinbevölkerung glutenhaltige Beikost vs. 37,6% (SE 4,3) der Kinder von Müttern mit T1D vs. 42,3% (SE 3,6) der Kinder mit einem anderen an T1D erkrankten Familienmitglied (p<0.001).

Schlussfolgerung: Diese Ergebnisse bestätigen frühere Befunde, dass Mütter mit T1D seltener und kürzer stillen im Vergleich zu gesunden Müttern. Des Weiteren konnte gezeigt werden, dass Mütter mit T1D früher Kuhmilchhaltige Beikost einführen, dass jedoch in Familien mit einem an T1D erkrankten Familienmitglied glutenhaltige Beikost später eingeführt wird im Vergleich zu gesunden Familien.