Pneumologie 2008; 62 - A16
DOI: 10.1055/s-2008-1076124

Evaluierung der funktionellen Emphysemdiagnostik durch die Diskriminanzanalyse – Grundlagen, kritischer Vergleich zweier identischer Studien 2001 und 2004

J Vogel 1, S Kropf 2, J Läuter 2, H Läuter 3, HJ Smith 4, A Wilke 1, H Wuthe 1
  • 1Berlin
  • 2Magdeburg
  • 3Potsdam
  • 4Würzburg

Ziel der Diskriminanzanalyse ist die Sicherung der diagnostischen Trennung aus Größe und Streuung von Mittelwertdifferenzen multipler Parameter y von mehreren Diagnosegruppen. Als Trenngüte-Kriterien ergeben sich dabei: CD/CR=Centroid-Distance/Confidence-Radius 95%, Teststatistik F=n((y-µ)/S)2 des besttrennenden Parameters, EW=Eigenwert λ als Substitution der Diskriminanz-Matrix M in der Umformung M ff. Diese Werte sind allerdings zusätzlich abhängig von der Anzahl der Probanden n, der Parameteranzahl p und der Klassenanzahl J. Es ist gefragt, ob die Diskriminanzergebnisse bei wiederholten Studien unter vergleichbaren Bedingungen reproduzierbar sind.

Methodik: Ein jahrelang erprobtes Programm zur Diskriminanzanalyse (HU-Berlin; STATGRAPHICS) wird zur Trennung der Diagnosegruppen Normal, Lungenemphysem, Pulmonale Inhomogenität (N:E:IH) angewandt. Zwei Studien an Berliner Kliniken, 2001, in Kombination mit Computertomographie (T) und 2004, in Kombination mit erweiterter Bodyplethysmographie (V), wurden 2007 bei gleicher Gruppendefinition nach RV%SW mit aktualisierter Auswertungstechnik neu evaluiert.

Zur Korrektur der diskriminanzanalytischen Primärergebnisse kommen folgende Normierungsgrößen in Betracht: für F die Division durch Korrekturfaktor kF=(n-p)n/(n-1)p, für EW die Division durch Faktor kEW=1/(n-J), wobei die J-dimensionale Diagonalmatrix N unberücksichtigt bleibt.

Ergebnisse: Ohne Korrektur nach Probanden- und Parameterzahl finden sich in den zu vergleichenden Studien T und V sowie in der zusammenfassenden Auswertung T+V unterschiedliche Ergebnisse, selbst bei gleicher, spezieller Auswertungstechnik. Dies gilt für die Impuls-Oszillometrie Multiple-Single-Breath-Technik MSB sowie Averaged-Single-Breath-Technik bei VC-Atmung ASBVC und bei Normal-Atmung ASBNa als auch für die Spirometrie-Bodyplethysmographie SP sowie für die capnovolumetrische Formanalyse CF und Totraumbestimmung CD. Die Zusammenfassung T+V ergibt für fast alle Verfahren eine Verkleinerung der CD/CR- und EW-Werte während sich die F-Werte vergrößern.

Nach Korrektur der diskriminanzanalytischen Primärergebnisse sind die T-V-T+V-Unterschiede innerhalb aller Verfahren weitgehend ausgeglichen, während der Ausgleich für EW/kEW weniger befriedigend ist.

MSB

ASBVC

T

V

T+V

T

V

T+V

n;p;J

32;8;3

24;8;3

56;8;3

32;8;3

24;8;3

56;8;3

kEW

0.034

0.048

0.019

0.034

0.048

0.019

EW/kEW

59

125

47 (77)

68

83

74 (75)

kF

3.1

2.1

6.1

3.1

2,1

6,1

F/kF

2

2.5

2.0 (2.2)

3.2

2.8

2.5 (2.8)

ASBNa

SP

T

V

T+V

T

V

T+V

n;p;J

32;8;8

24;8;3

56;8;3

32;5;3

24;5;3

56;53

kEW

0.034

0.048

0.019

0.034

0.048

0.019

EW/kEW

27

133

47 (69)

124

127

184 (145)

kF

3.1

2.1

6.1

5.6

4

10.4

F/kF

1.2

5.2

1.9 (3.0)

8.3

5.3

5.7 (6.4)

CF

CD

T

V

T

V

n;p;J

36;7;3

22;8;3

37;18;3

22;10;3

kEW

0.03

0.053

0.03

0.053

EW/kEW

53.3

37.7 (46)

77

419 (248)

kF

4.3

1.8

1

1.3

F/kF

2.4

4.2 (3.3)

6

14.1 (10.0)

Resume: Bei gesicherter, gleicher Untersuchungs- und Auswertungstechnik in 2 getrennten Studien T und V und gleicher Populationsdefinition N:E:IH nach RV%SW, ergeben sich übereinstimmend in allen Verfahren erhebliche T-V-Unterschiede der diskriminanzanalytischen Primärergebnisse nach F und besonders nach Eigenwert EW und Centroid-Distanz/Confidence-Radius CD/CR, die unkorrigiert unterschiedliche Repräsentanz der Stichproben T und V befürchten lassen. Nach Korrektur auf Probanden- und Parameter-Anzahl ergibt sich jedoch für F eine weitgehende Übereinstimmung im T-V-T+V-Vergleich. Zusätzlich ist bei unvollständiger EW-Korrektur zumindest eine Annäherung der Ergebnisse als Beleg für die Reproduzierbarkeit diskriminanzanalytischer Studien zu finden.

Diskussion: Als Stichprobenunterschiede außerhalb der N:E:IH-Definition nach RV%SW sind in T die E- und IH-Fälle erkennbar jünger, emphysematöser und zahlreicher beteiligt.

Auf der Seite der mathematischen Auswertungstechnik wird eine vollständige Korrektur des Eigenwertes gesucht sowie eine bessere Reproduzierbarkeit der schrittweisen Parameter-Selektion.