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DOI: 10.1055/s-2008-1076124
Evaluierung der funktionellen Emphysemdiagnostik durch die Diskriminanzanalyse – Grundlagen, kritischer Vergleich zweier identischer Studien 2001 und 2004
Ziel der Diskriminanzanalyse ist die Sicherung der diagnostischen Trennung aus Größe und Streuung von Mittelwertdifferenzen multipler Parameter y von mehreren Diagnosegruppen. Als Trenngüte-Kriterien ergeben sich dabei: CD/CR=Centroid-Distance/Confidence-Radius 95%, Teststatistik F=n((y-µ)/S)2 des besttrennenden Parameters, EW=Eigenwert λ als Substitution der Diskriminanz-Matrix M in der Umformung M f=λ f. Diese Werte sind allerdings zusätzlich abhängig von der Anzahl der Probanden n, der Parameteranzahl p und der Klassenanzahl J. Es ist gefragt, ob die Diskriminanzergebnisse bei wiederholten Studien unter vergleichbaren Bedingungen reproduzierbar sind.
Methodik: Ein jahrelang erprobtes Programm zur Diskriminanzanalyse (HU-Berlin; STATGRAPHICS) wird zur Trennung der Diagnosegruppen Normal, Lungenemphysem, Pulmonale Inhomogenität (N:E:IH) angewandt. Zwei Studien an Berliner Kliniken, 2001, in Kombination mit Computertomographie (T) und 2004, in Kombination mit erweiterter Bodyplethysmographie (V), wurden 2007 bei gleicher Gruppendefinition nach RV%SW mit aktualisierter Auswertungstechnik neu evaluiert.
Zur Korrektur der diskriminanzanalytischen Primärergebnisse kommen folgende Normierungsgrößen in Betracht: für F die Division durch Korrekturfaktor kF=(n-p)n/(n-1)p, für EW die Division durch Faktor kEW=1/(n-J), wobei die J-dimensionale Diagonalmatrix N unberücksichtigt bleibt.
Ergebnisse: Ohne Korrektur nach Probanden- und Parameterzahl finden sich in den zu vergleichenden Studien T und V sowie in der zusammenfassenden Auswertung T+V unterschiedliche Ergebnisse, selbst bei gleicher, spezieller Auswertungstechnik. Dies gilt für die Impuls-Oszillometrie Multiple-Single-Breath-Technik MSB sowie Averaged-Single-Breath-Technik bei VC-Atmung ASBVC und bei Normal-Atmung ASBNa als auch für die Spirometrie-Bodyplethysmographie SP sowie für die capnovolumetrische Formanalyse CF und Totraumbestimmung CD. Die Zusammenfassung T+V ergibt für fast alle Verfahren eine Verkleinerung der CD/CR- und EW-Werte während sich die F-Werte vergrößern.
Nach Korrektur der diskriminanzanalytischen Primärergebnisse sind die T-V-T+V-Unterschiede innerhalb aller Verfahren weitgehend ausgeglichen, während der Ausgleich für EW/kEW weniger befriedigend ist.
|
MSB |
|
|
ASBVC |
|
|
|
T |
V |
T+V |
T |
V |
T+V |
n;p;J |
32;8;3 |
24;8;3 |
56;8;3 |
32;8;3 |
24;8;3 |
56;8;3 |
kEW |
0.034 |
0.048 |
0.019 |
0.034 |
0.048 |
0.019 |
EW/kEW |
59 |
125 |
47 (77) |
68 |
83 |
74 (75) |
kF |
3.1 |
2.1 |
6.1 |
3.1 |
2,1 |
6,1 |
F/kF |
2 |
2.5 |
2.0 (2.2) |
3.2 |
2.8 |
2.5 (2.8) |
|
ASBNa |
|
|
SP |
|
|
|
T |
V |
T+V |
T |
V |
T+V |
n;p;J |
32;8;8 |
24;8;3 |
56;8;3 |
32;5;3 |
24;5;3 |
56;53 |
kEW |
0.034 |
0.048 |
0.019 |
0.034 |
0.048 |
0.019 |
EW/kEW |
27 |
133 |
47 (69) |
124 |
127 |
184 (145) |
kF |
3.1 |
2.1 |
6.1 |
5.6 |
4 |
10.4 |
F/kF |
1.2 |
5.2 |
1.9 (3.0) |
8.3 |
5.3 |
5.7 (6.4) |
|
CF |
|
CD |
|
|
T |
V |
T |
V |
n;p;J |
36;7;3 |
22;8;3 |
37;18;3 |
22;10;3 |
kEW |
0.03 |
0.053 |
0.03 |
0.053 |
EW/kEW |
53.3 |
37.7 (46) |
77 |
419 (248) |
kF |
4.3 |
1.8 |
1 |
1.3 |
F/kF |
2.4 |
4.2 (3.3) |
6 |
14.1 (10.0) |
Resume: Bei gesicherter, gleicher Untersuchungs- und Auswertungstechnik in 2 getrennten Studien T und V und gleicher Populationsdefinition N:E:IH nach RV%SW, ergeben sich übereinstimmend in allen Verfahren erhebliche T-V-Unterschiede der diskriminanzanalytischen Primärergebnisse nach F und besonders nach Eigenwert EW und Centroid-Distanz/Confidence-Radius CD/CR, die unkorrigiert unterschiedliche Repräsentanz der Stichproben T und V befürchten lassen. Nach Korrektur auf Probanden- und Parameter-Anzahl ergibt sich jedoch für F eine weitgehende Übereinstimmung im T-V-T+V-Vergleich. Zusätzlich ist bei unvollständiger EW-Korrektur zumindest eine Annäherung der Ergebnisse als Beleg für die Reproduzierbarkeit diskriminanzanalytischer Studien zu finden.
Diskussion: Als Stichprobenunterschiede außerhalb der N:E:IH-Definition nach RV%SW sind in T die E- und IH-Fälle erkennbar jünger, emphysematöser und zahlreicher beteiligt.
Auf der Seite der mathematischen Auswertungstechnik wird eine vollständige Korrektur des Eigenwertes gesucht sowie eine bessere Reproduzierbarkeit der schrittweisen Parameter-Selektion.