Pneumologie 2008; 62 - P231
DOI: 10.1055/s-2008-1074095

Angiosarkom der Schilddrüse mit ungewöhnlicher Lungenmetastasierung

A Morresi-Hauf 1, J Sklarek 2, W Wöckel 3
  • 1Institut für Pathologie, Asklepios Fachkliniken München-Gauting
  • 2Thoraxchirurgie, Asklepios Fachkliniken München-Gauting
  • 3München

Einleitung:

Es wird eine ungewöhnliche Form pulmonaler Metastasen eines malignen Schilddrüsentumors vorgestellt.

Kasuistik:

Eine 68-jährige Frau fiel wegen Hämoptysen klinisch auf. Im CT fanden sich multiple pulmonale rundherdartige Infiltrate beiderseits mit Verdacht auf Lungenmetastasen. Eine transthorakale Lungenbiopsie zeigte histologisch infarktoide Nekrosen. Eine Neoplasie konnte trotz wiederholter bioptischer Gewebsentnahmen präoperativ nicht nachgewiesen werden.

Ferner fand sich ein Schilddrüsentumor, der operiert wurde und sich histologisch als Angiosarkom erwies.

In einem bei der Operation gewonnenen Lungenexzisat fand sich mikroskopisch eine Aussaat der Schilddrüsenneoplasie vorwiegend in Form von Tumorzellinfiltraten in den Wänden der Blutgefäße.

Diskussion:

Das Angiosarkom der Schilddrüse ist eine sehr seltene hochmaligne Neoplasie, die fast ausschließlich bei europäischen Bergbewohnern mit lang bestehender Struma vorkommt. Evtl. entsprechen diese Tumoren anaplastischen Karzinomen mit angiomatoider Differenzierung.

In unserem Fall zeigte die Schilddrüsenneoplasie mikroskopisch häufig eine Tumorinfiltration der Blutgefäße sowie ausgedehnte Infarzierungen.

In der Lunge fanden sich Tumorabsiedlungen vorwiegend in Form einer neoplastischen Angiopathie mit Tumorinfiltraten, -stenosen und -verschlüssen der Blutgefäße sowie infarktoiden Nekrose des Lungengewebes.

Die Lunge ist die häufigste Lokalisation von Metastasen eines Angiosarkoms der Schilddrüse. Das hier gefundene Muster der pulmonalen Aussaat ist offenbar sehr selten und erklärt die Schwierigkeiten der bioptischen Diagnose im vorliegenden Fall.

Fazit: Nekrotische Veränderungen bzw. Infarzierungen der Lunge bei einer extrapulmonalen malignen Neoplasie können Folge einer angiopathischen Tumorabsiedlung sein.

Solche Befunde bereiten besondere Schwierigkeiten bei der histologischen Diagnose in kleinen Biopsien.