Rofo 2008; 180 - FO_PO_43
DOI: 10.1055/s-2008-1074070

Hämorrhagische Zystitis durch das Humane Polyomavirus (BKV) bei Empfängern allogener hämatopoietischer Stammzelltransplantate: inzidentale CT-Befunde

M Horger 1, MN Vogel 1, H Brodöfel 1, C Faul 1, A Igney 1, W Bethge 1, R Beck 1, CD Claussen 1
  • 1Eberhard-Karls-Universität Tuebingen, Radiologie, Tübingen

Hintergrund:

Das BK virus (BKV) gehört zu den Polyomaviren des Menschen. Eine Aktivierung des BKV unter Immunsuppression ist bei Patienten mit angeborener oder erworbener Immunschwäche, nach Knochenmarkstransplantation, nach Nierentransplantation und unter Chemotherapie beschrieben. Die Hämorrhagische Zystitis tritt als Komplikation bei bis zu 40% der Empfänger allogener Hämatopoetischer Stammzelltransplantate (allo-HCT) auf. Da viele dieser Patienten nur eine Mikrohämaturie entwickeln, kann diese Komplikation zunächst klinisch leicht übersehen werden.

Ziel dieser Studie war die Beschreibung von CT-Befunden der BKV-induzierten hämorrhagischen Harnblasenentzündung bei erwachsenen Patienten nach allogener hämatopoetischer Stammzelltransplantation.

Bildgebung

Die CT-morphologischen Eigenschaften der BKV-Zystitis stimmen weitgehend mit bereits publizierten, mittels Ultraschall erhobenen Befunden überein. Die Häufigste Auffälligkeit ist eine fokale oder diffuse Wandverdickung, mit Differenzierung der einzelnen Wandschichten. Diese Veränderungen spiegeln die histologischen Befunde der mukosalen Hyperämie und des submukösen Ödems wieder. Klinisch hatten diese Patienten mit diffuser Wandverdickung alle eine verminderte Harnblasenkapazität infolge eines Elastizitätsverlustes. Im Gegensatz zu Cartoni et al. konnten wir bei keinem Patienten intravesikale Raumforderungen nachweisen. Intraluminale Koagel wurden ebenfalls nur selten gesehen.

Differenzialdiagnosen

In Abhängigkeit vom Zeitpunkt des Auftretens einer hämorrhagischen Zystitis kommen bei Patienten nach allo-HCT unterschiedliche Differentialdiagnosen in Betracht. Dazu zählen die medikamententoxische Zystitis (z.B. nach einer Therapie mit Cyclophosphamid, Iphosphamid, Busulfan oder hochdosiertem Etoposid), die radiogene Zystitis sowie die bakterielle oder fungale Blaseninfektion. Die sog. Post-Transplant-Zystitis ist eine weitere Entität unterschiedlicher Ursache und entsteht durch urotoxische Effekte der Konditionierungstherapie, virale Infektionen z.B. durch, das Cytomegalovirus oder das Adenovirus oder als Manifestation einer Graft versus Host Erkrankung.

Lernziele:

  • Die BKV-Zystitis als Entität kennenlernen.

  • Mit der CT-morphologischer Erscheinung der BKV-Zystitis und mit der Bedeutung des Befundes für Zuweiser und Patienten vertraut werden.

  • Kenntnisse über die Differentialdiagnosen der BKV-Zystitis bei Patienten nach allo-HCT gewinnen.

Korrespondierender Autor: Horger M

Eberhard-Karls-Universität Tuebingen, Radiologie, Hoppe-Seyler-Str. 3, 72076 Tübingen

E-Mail: mshorger@med.uni-tuebingen.de