Rofo 2008; 180 - WI_PO_53
DOI: 10.1055/s-2008-1073978

Die potentielle Gefahr eines Os odontoideum

C Kunze 1, A Surov 1, M Kornhuber 1, S Hess 1, RP Spielmann 1
  • 1Klinik f. Diagn. Radiol., M-Luther-Uni Halle, Kinderradiologie, Halle

Ziele: Darstellung der radiologischen und klinischen Befunde bei 3 Patienten mit Os odontoideum. Methode: Fallbericht 1: 3-jähriges Mädchen aus Kuwait mit Tetraparese seit Geburt. In der Anamnese war kein Trauma bekannt. Die cranielle MRT zeigte eine deutliche Signalanhebung im Myelon in Höhe des dysplastischen Dens axis. Des weiteren wurde eine deutliche Weichteilvermehrung hinter dem Atlasbogen mit Einengung des Spinalkanals dargestellt. Die CT ermöglichte die Diagnostik eines instabilen Os odontoideum.

Fallbericht 2: 9-jähriges Mädchen mit intermittierender Beinschwäche li. unklarer Genese. Kranielle CT, EEG und evozierte Potentiale waren unauffällig. Zur weiteren Diagnostik wurde unter dem Verdacht einer entzündlichen Genese eine Lumbalpunktion angeordnet. Während der Punktionsvorbereitung bei Kopfvorbeugung trat eine akute respiratorische Insuffizienz mit Atemstillstand auf. Das Kind wurde intubiert und auf eine Intensivstation verlegt. Die angefertigte cranielle MRT zeigte ein signalangehobenes Areal im Myelon in Höhe des dysplastischen Dens i.S. eines Os odontoideum.

Fallbericht 3: 3-jähriger Knabe mit Verdacht auf CDG 1a-Syndrom. Eine kranielle MRT sollte zur weiteren Abklärung erfolgen. Die MRT zeigte eine deutliche cerebelläre Dys- und Hypoplasie. Des weiteren wurde ein Os odontoideum diagnostiziert. Das Myelon und der Spinalkanal waren unauffällig, so dass das Os odontoideum einem Zufallsbefund entsprach. Ergebnis: Die vorliegende Arbeit zeigt, dass ein Os odontoideum einem Zufallsbefund entsprechen oder mit verschiedener Symptomatik einhergehen kann, die oft unspezifisch ist. Schlussfolgerung: Das Os odontoideum stellt eine seltene Ursache atlantoaxialer Instabilität und daraus resultierender zervikaler Myelopathie dar. Genaue epidemiologische Daten existieren nicht. Bei Kindern mit unklarer neurologischer Symptomatik, insbesondere bei intermittierenden Paresen, sollte an ein Os odontoideum gedacht werden. Zur Diagnostik dieser Pathologie sollte zunächst eine Röntgenuntersuchung der HWS erfolgen. Die MRT ermöglicht die Verifizierung neurologischer Komplikationen, die CT die dezidierte knöcherne Darstellung.

Korrespondierender Autor: Kunze C

Klinik f. Diagn. Radiol., M-Luther-Uni Halle, Kinderradiologie, E.-Grube-Str. 40, 06097 Halle

E-Mail: christian.kunze@medizin.uni-halle.de