Rofo 2008; 180 - VO_409_4
DOI: 10.1055/s-2008-1073840

Prä-klinische Evaluierung verschiedenerGadolinium-haltiger Kontrastmittel bezüglich des Potentials, Nephrogene Systemische Fibrosis auszulösen

MA Sieber 1, J Walter 1, T Frenzel 1, P Lengsfeld 1, HJ Weinmann 1, J Hütter 1, H Pietsch 1
  • 1Bayer Scherin Pharma AG, Contrast Media Research, Berlin

Ziele: Nephrogene systemische Fibrosis (NSF) ist eine erworbene, idiopathische Erkrankung, die bisher ausschließlich bei Patienten mit schwerer Nierenfunktionsstörung beobachtet wird.

Ein möglicher kausaler Zusammenhang zwischen der Applikation von Gd-basierten Kontrastmitteln (GBCAs) und dem Auftreten von NSF wird diskutiert. Die Zielsetzung dieser vorklinischen Studie war es, verschiedene vermarktete GBCAs in Hinblick auf ihr Potential NSF auszulösen im Tierexperiment zu untersuchen. Das Vorhandensein von Gd-Ionen sowie der Ligandenüberschuss in der Formulierung wurden als mögliche Auslöser in der Pathogenese von NSF untersucht. Methode: 3 unterschiedliche Klassen von GBCAs wurden in einer sub-chronischen Rattenstudie untersucht: nicht ionisch-lineare GBCAs: Omniscan® und Optimark®; ionisch-lineare GBCAs: Magnevist® und MultiHance®; makrozyclische GBCAs: Gadovist® und Dotarem®. Zusätzlich wurden Gadodiamide (Wirkstoff von Omniscan® ohne Ligandenüberschuss), Caldiamide (Ligandenüberschuss von Omniscan®) und 0,9% NaCl-Lösung appliziert Die Tiere erhielten i.v. 2.5 mmol Gd/kg fünfmal pro Woche über 4 Wochen injiziert. Die Tiere wurden täglich auf makroskopische Veränderungen hin kontrolliert und 5 Tage nach der letzten Injektion getötet. Hautproben der Tiere wurden histo-pathologisch untersucht und der Gd-, Zn- und Cu-Gehalt mittels ICP-AES bestimmt. Ergebnis: Durch die multiplen Injektionen wurde einelanganhaltende Kontrastmittelexposition erreicht, wie sie auch bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz beobachtet wird. Mikroskopische und makroskopische Hautveränderungen wurden in den Tieren beobachtet, die mit Gadodiamide und Omniscan® behandelt wurden. Histologisch waren die Befunde mit denen von NSF-Patienten vergleichbar. Darüber hinaus wurden in diesen Tieren sehr hohe Gd- Konzentrationen in der Haut gemessen. Die Gd-Konzentrationen in der Haut nach Gabe der anderen GBCAs waren deutlich niedriger mit den niedrigsten Werten in den Tieren, die mit den makrozyklischen GBCAs behandelt worden waren. Ein Verlust von endogenen Spurenelementen wurde nicht beobachtet. Schlussfolgerung: Hautveränderungen, vergleichbar zur NSF beim Menschen, wurden nach Applikation von Omniscan® und dessen Wirkstoff, Gadodiamide, beobachtet. Diese Befunde korrelierten mit hohen Gd-Konzentrationen in der Haut.Die Ergebnisse der tierexperimentellen Untersuchungen beschreiben einen Zusammenhang zwischen der Stabilität der GBCAs und dem Potential, NSF ähnlicher Symptomen im Tierexperiment auszulösen.

Korrespondierender Autor: Sieber MA

Bayer Scherin Pharma AG, Contrast Media Research, Muellerstraße 178, 13353 Berlin

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