Rofo 2008; 180 - VO_402_6
DOI: 10.1055/s-2008-1073786

Superselektive Katheterembolisation akuter schockierender Dünn- und Dickdarmblutungen

R Kickuth 1, H Rattunde 1, J Gschossmann 1, D Inderbitzin 1, K Ludwig 1, J Triller 1
  • 1Inselspital, Universität Bern, Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Bern

Ziele: Evaluation der Rolle der notfallmässigen minimal invasiven, superselektiven Katheterembolisation bei schweren unteren gastrointestinalen Blutungen. Methode: Zwischen 06/1997 und 08/2007 wurden in unserem Institut 20 Patienten (6 Frauen, 14Männer, mittleres Alter 60±17 Jahre) wegen akuter, schockierender unterer gastrointestinaler Blutungen angiographisch untersucht und therapiert. Folgende Kausalitäten lagen den Blutungskomplikationen zugrunde: Divertikulitis (n=7), Tumor (n=4), Angiodysplasie (n=2), Trauma (n=2), Anastomoseninsuffizienz (n=2), AV-Fisteln (n=1), Kolitis (n=1), Pseudoaneurysma (n=1). In allen Fällen erfolgte eine Embolisation der viszeralen Endäste mittels coaxialer Mikrokathetertechnik (Progreat, Terumo, Japan) unter Verwendung von Coils (n=16), Coils und Partikeln (n=2) und Partikeln (n=2). Technischer Erfolg, klinischer Erfolg und die Rate an Major- und Minorkomplikationen wurden analysiert. Ergebnis: Angiographisch wurden als Blutungsursache bei allen 20 Patienten aktive KM-Extravasationen nachgewiesen. Folgende Blutungsquellen wurden identifiziert: Aa. jejunales (n=7), A. colica media (n=4), A. ileocolica (n=3), Aa. ileales (n=1), A. colica sinistra (n=1), Aa. sigmoideae (n=1), A rectalis superior (n=1), A. rectalis media (n=1), A. rectalis inferior (n=1). Der technische Erfolg nach Embolisation lag bei 100% (20/20). Bei allen Patienten kam es unmittelbar nach dem Eingriff zu einer raschen Stabilisierung der Kreislaufverhältnisse. Der klinische Erfolg betrug 90% (18/20); bei 2 Patienten traten innerhalb der ersten 30 Tage nach Ersteingriff Rezidivblutungen auf. Die Majorkomplikationsrate lag bei 20% (4/20): ein Patient musste sich aufgrund einer prozedurbezogenen Gangrän einer Sigmoidresektion unterziehen; bei 3 Patienten wurde ein nicht prozedurbezogener Exitus letalis beobachtet. Schlussfolgerung: Die superselektive Katheterembolisation erlaubt die erfolgreiche und minimal invasive Behandlung schockierender unterer gastrointestinaler Blutungen.

Korrespondierender Autor: Kickuth R

Inselspital, Universität Bern, Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Freiburgstrasse 20, CH-3010, Bern

E-Mail: ralph.kickuth@insel.ch