Rofo 2008; 180 - VO_402_1
DOI: 10.1055/s-2008-1073781

Die Rolle der Bildgebung (MDCT und Angiographie) und der radiologischen Intervention (Embolisation) bei Diagnose und Therapie des akut blutenden Patienten

B Radeleff 1, C Sommer 1, S Satzl 1, R Lopez-Benitez 1, GW Kauffmann 1, GM Richter 1
  • 1Universitätsklinik Heidelberg, Abteilung Diagnostische Radiologie, Heidelberg

Ziele: Ziel dieser Studie war die retrospektive Evaluation der Rolle der Bildgebung (Multi-Slice-Computertomographie; MDCT) und der radiologischen Intervention bei Patienten mit klinischen Zeichen einer akuten Blutung. Methode: Über einen Zeitraum von 11.01.2000 bis 31.12.2006 wurden 110 konsekutive Patienten (62männliche und 38 weibliche Patienten; Durchschnittsalter von 60,9±16,6 Jahre) mit dem Verdacht auf eine akute Blutungen vorgestellt und hinsichtlich der vermuteten Blutungslokalisation angiographiert. Bei den häufigsten Blutungsursachen handelte es sich um postoperative Blutungen (u.a. nach Whipple-OP n=16 und nach Nierenresektion n=7), um traumatische Blutungen (u.a. traumatische Beckenverletzung n=21), um Tumor-assoziierte Blutungen (u.a. rupturiertes HCC n=5 und gynäkologischer Tumor n=5) sowie um obere und untere gastrointestinale Blutungen.

Patienten mit radiologisch nachgewiesenen Blutungen erhielten, wenn technisch durchführbar, eine selektive Embolisationstherapie des blutenden Gefäßes. Der klinische Verlauf wurde anhand der Krankenakten untersucht. Ergebnis: Bei den 110 Patienten wurden insgesamt 121 Angiographien durchgeführt und in insgesamt 102 Patienten (92,7%) wurde angiographisch eine Blutung nachgewiesen. Der Nachweis erfolgte mittels Übersichtsangiographie in n=17, selektiv in n=69 und superselektiv in n=16 Fällen. Dabei gelang in 7 Fällen der Nachweis erst in einer zweitzeitigen Angiographie (nach 0,5–6 Stunden).

Wir führten bei 88 Patienten (86,3%) eine erfolgreiche Embolisation durch Mikrospiralen, Partikeln und/oder flüssigen Embolisate durch. In 2 Patienten erfolgte eine prä-operative Markierung des blutenden Darmabschnitts. Bei 6 Patienten war die Embolisation technisch nicht möglich oder Erfolg-versprechend. Bei 5 Patienten kam es während der Intervention zu einer folgenlosen Dislokation/Fehlplatzierung einer Mikrospirale oder Embolisat.

Die kontrastmittelverstärkte MDCT wies in >80% analog zur Angiographie eine akute Blutung auf und lieferte dadurch essenzielle Informationen für die nötige Intervention. Schlussfolgerung: Dass MDCT identifiziert bei der Suche nach einer aktiven Blutung in mehr als zwei Drittel der Patienten eine Blutungsquelle und liefert entscheidende anatomische Informationen für das weitere therapeutisches Vorgehen. Unter Kenntnis dieser Befunde konnte mittels Angiographie in 86,3% eine Embolisationstherapie als eine etablierte, nebenwirkungsarme Therapieoption eingesetzt werden.

Korrespondierender Autor: Radeleff B

Universitätsklinik Heidelberg, Abteilung Diagnostische Radiologie, INF 110, 69120 Heidelberg

E-Mail: Boris.radeleff@med.uni-heidelberg.de