Pseudotumor cerebri – was ist normal? Normwerte für indirekte marker bei intrakranieller Hypertension

Ziele: Abhängig vom intrakraniellen Druck kommt es zu Veränderungen in der Weite der Optikusscheiden, zu einer Verformung der Hypophyse und zu einer Größenänderung des Cavum Meckeli. Diese anatomischen Maße stellen daher wichtige diagnostische marker bei der Beurteilung einer intrakraniellen Hyper- oder Hypotension im MRT dar. Ziel der Untersuchung war es, in-vivo Normalwerte zu gewinnen und ihre Altersabhängigkeit und Abhängigkeit vom body mass index (bmi) zu bestimmen. Methode: 112 Personen im Alter zwischen 18 und 86 Jahren wurden prospektiv in die Studie eingeschlossen und in 3 gleich große Gruppen eingeteilt (18–40 Jahre, n=37; 41–62 Jahre, n=38; 63–86 Jahre, n=37). Anhand koronarer MRT-Sequenzen bei 3T (Philips Achieva, SENSE Kopfspule, STIR TR2650, TE80, IR200, SD3) wurde der Durchmesser des Nervus opticus und der Optikusscheide an 4 Lokalisationen gemessen (3,6,10,20mm dorsal des Bulbus oculi). Die Hypophyse und das Cavum Meckeli wurden jeweils nach Höhe und Breite vermessen. Ausschlusskriterien waren Kopfschmerzen oder andere mögliche Symptome einer intrakraniellen Hypo- oder Hypertension. Ergebnis: Der Nervus opticus hatte im intraorbitalen Verlauf einen Durchmesser von 2–2,5mm und zeigte keine atrophiebedingte Verschmächtigung im höheren Alter. Die Weite der Optikusscheiden variierte: Sie war direkt hinter dem Bulbus mit durchschnittlich 5,5mm (SD 0,8) am weitesten und nahm nach dorsal auf ca. 4,2mm (SD 0,5) ab. Auch hier bestand keine signifikante Änderung im Altersverlauf. Die Höhe der Hypophyse bei Frauen (4,4mm SD1,1mm) lag über der von Männern (4,1mm SD1mm). Nur bei Frauen wurde eine signifikante Höhenreduktion der Hypophyse mit zunehmendem Alter beobachtet (Abnahme der durchschnittlichen Höhe in der Gruppe 1 von 4,9mm auf 3,8mm in Gruppe 3). Die koronar vermessene Fläche des Cavum Meckeli betrug unabhängig vom Alter durchschnittlich 40mm² (SD 9,8). Keiner der Messwerte zeigte eine signifikante Korrellation mit dem bmi. Schlussfolgerung: Die gewonnenen anatomischen Normalwerte dienen als Grundlage für die Bestimmung pathologischer Veränderungen, wie sie bei intrakranieller Hypertension vorkommen. Bei der Größe der Hypophyse muss das Geschlecht und das Patientenalter (bei Frauen) berücksichtigt werden. Dagegen zeigen die Weite der Optikusscheide und die Größe des Cavum Meckeli keine altersabhängige Varianz, so dass sie wahrscheinlich die unkompliziertesten marker für das Vorliegen pathologischer Druckverhältnisse darstellt. Der bmi hat keinen Einfluss auf die Messgrößen.

Korrespondierender Autor: Rohr A

Institut für Neuroradiologie, Schittenhelmstr. 10, 24105 Kiel

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