Rofo 2008; 180 - VO_223_5
DOI: 10.1055/s-2008-1073581

Therapie des hepatozellulären Karzinoms: Die selektive transarterielle Chemoembolisation (TACE) verlängert das Überleben!

G Antoch 1, G Rölle 1, SC Ladd 1, H Kühl 1, P Hilgard 1, GC Sotiropoulos 1, M Forsting 1, R Verhagen 1
  • 1Universitätsklinikum Essen, Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie, Essen

Ziele: Der Nutzen der transarteriellen Chemoembolisation (TACE) beim hepatozellulären Karzinom (HCC) wird kontrovers diskutiert. Oft wird in der Literatur jedoch nicht zwischen einem selektiven (segmentalen und subsegmentalen) und unselektiven (lobären) Ansatz differenziert. Ziel dieser Studie war die Beurteilung des mittleren Überlebens von Patienten mit hepatozellulärem Karzinom unter selektiver TACE. Methode: 124 Patienten (104männlich, 20 weiblich; mittleres Alter 63 +/- 11 Jahre) mit HCC wurden mit der TACE behandelt. Die Interventionen erfolgten über einen koaxial eingebrachten Mikrokatheter in segmentaler oder subsegmentaler Ausdehnung bis zur Stase im arteriellen Gefäßnetz. Für die Chemoembolisation wurden entweder eine Suspension aus Lipiodol und Farmorubicin/Mitomycin C oder eine Suspension aus Polyvinylalkohol (PVA) und Farmorubicin/Mitomycin C verwendet. Im Falle der Verwendung von Lipiodol wurde nach der Embolisation das zuführende arterielle Gefäß mit Gelatinepartikeln temporär verschlossen. Der primäre Endpunkt der Studie war das Patientenüberleben. Die Auswertung der Daten erfolgte retrospektiv. Ergebnis: Nach Child-Pugh waren 96 Patienten im Stadium Child-Pugh A und 28 Patienten im Stadium Child-Pugh B. Nach Okuda waren 87 Patienten im Okuda Stadium 1, 36 im Okuda Stadium 2, und ein Patient im Okuda Stadium 3. Das mittlere Tumorvolumen betrug 13.4% (+/- 12.5%) des Lebervolumens. Im Mittel wurden pro Patient 4.0 (+/-3.0) TACE-Sitzungen durchgeführt. Der Median der Überlebenskurve betrug für das Gesamtkollektiv 1081 Tage (+/- 249 Tage; 95% CI 592, 1570). Differenziert nach der Leistungsfähigkeit der Leber fand sich ein medianes Überleben von 1382 Tagen (+/- 426 Tage; 95% CI 547, 2217) im Child-Pugh Stadium A und von 341 Tagen (+/- 38 Tage; 95% CI 266, 416) im Child-Pugh Stadium B (p<0.001). Das mediane Überleben war 1382 Tage (+/- 427 Tage; 95% CI 544, 2220) im Okuda Stadium 1 und 433 Tage (+/- 51 Tage; 95% CI 332, 534) im Okuda Stadium 2 (p<0.001). Schlussfolgerung: Für unbehandelte Patienten in den Stadien Child-Pugh A und Okuda 1 werden in der Literatur mediane Überlebenszeiten von 8.3–21 Monaten, für Patienten in den Stadien Child-Pugh B und Okuda 2 Überlebenszeiten von 2.7–9 Monaten angegeben. Im Vergleich zu diesen Daten verlängert die selektive, segmental oder subsegmental durchgeführte TACE das Überleben der Patienten um 25–37 Monate in den Stadien Child-Pugh A/Okuda 1 und um 2–8 Monate in den Stadien Child-Pugh B/Okuda 2.

Korrespondierender Autor: Antoch G

Universitätsklinikum Essen, Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie, Hufelandstrasse 55, 45127 Essen

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