Rofo 2008; 180 - VO_219_7
DOI: 10.1055/s-2008-1073548

Indikation, Patientensymptomatik und Diagnose sowie Wertigkeit der diffusionsgewichteten Bildgebung beim notfallmäßigen pädiatrischen Schädel-MRT

KW Neff 1, E Bültmann 1, KA Büsing 1, AK Kilian 1, M Molitor 1, D Dinter 1, K Lutz 1
  • 1Institut für Klinische Radiologie, Universitätsklinikum Mannheim, Mannheim

Ziele: Untersuchung von Indikation, Patientensymptomatik und Diagnose sowie Evaluierung der Wertigkeit der diffusionsgewichteten Bildgebung im Vergleich zu konventionellen MR-tomographischen Aufnahmen beim notfallmäßigen Kinderschädel-MRT. Methode: Mit dem Eingangskriterium „Anforderung von Pädiatrie oder Kinderchirurgie eines notfallmäßigen Kinderschädel-MRTs“ wurden über einen Zeitraum von 4 Jahren 384 Kinder im Alter zwischen 1 Tag und 17 Jahren (mittleres Alter 7.1 +/- 4.9 Jahre) untersucht. Die Symptome der Kinder reichten von Kopfschmerzen, Schwindel über zerebrale Krampfanfälle, Meningismus, Ataxie, Synkope, Trauma, fokalneurologische Defizite mit Paresen bis hin zur Somnolenz. Alle Patienten erhielten ein standardisiertes Untersuchungsprotokoll mit T1-und T2-gewichteten, FLAIR- und T2*-Aufnahmen sowie diffusionsgewichteter und ggf kontrastmittelunterstützter Aufnahmen. Die Wertigkeit der diffusionsgewichteten Bildgebung im Vergleich zu den übrigen MR-Sequenzen wurde von zwei erfahrenen Radiologen/Neuroradiologen anhand einer 4-stufigen Graduierung der Darstellung der Pathologie beurteilt. Zur statistischen Analyse wurde der Wilcoxon-Signed-Rank-Test benutzt. Ergebnis: 202 der 384 Kinder zeigten keine Pathologien, 13% der Patienten eine intrakranielle Blutung, 12% eine zerebrale Ischämie, 9% der Kinder eine Enzephalitis, 9% einen intrazerebralen Tumor, 8% kongenitale Anomalien, 5% einen Hydrozephalus, 26% der Kinder eine Sinusitis und 3% eine Mastoiditis. Seltener wurden Befunde wie Abszess, Kontusion oder Tuberöse Sklerose erhoben. Als Nebenbefunde wurden 8 Parenchymdefekte und 16 Arachnoidalzysten nachgewiesen. Die diffusionsgewichtete Bildgebung zeigte sich bei den zerebralen Infarkten und den Enzephalitiden im Vergleich zu der konventionellen MR-Bildgebung am wertvollsten und dieser überlegen, mit teilweise statistisch signifikanten Ergebnissen (p<0.05). Die diffusionsgewichtete Bildgebung allein reicht zur suffizienten Diagnosestellung nicht aus. Schlussfolgerung: In fast der Hälfte aller Anforderungen werden beim notfallmäßigen pädiatrischen Schädel-MRT relevante Pathologien gefunden. Beim notfallmäßigen Kinderschädel-MRT ist die diffusionsgewichtete Bildgebung eine schnelle und wertvolle Ergänzung der verwendeten Sequenzen und sollte in die Routineuntersuchung integriert werden. Trotz ihrer Schnelligkeit ist die diffusionsgewichtete Bildgebung allein zur suffizienten Diagnosestellung nicht ausreichend.

Korrespondierender Autor: Neff KW

Institut für Klinische Radiologie, Universitätsklinikum Mannheim, Theodor Kutzer Ufer 1–3, 68167 Mannheim

E-Mail: wolfgang.neff@rad.ma.uni-heidelberg.de