Rofo 2008; 180 - VO_219_5
DOI: 10.1055/s-2008-1073546

Diffusionsgewichtete MRT bei Erkrankungen des leuopoetischen Systems

AS Ernst 1, AJ Aschoff 1, T Jäckle 1, HJ Brambs 1, B Schmitz 1
  • 1Universitätskliniken Ulm, Klinik für diagnostische und interventionelle Radiologie, Ulm

Ziele: Kinder mit leukopoetischen Erkrankungen erhalten oft eine Schädel-MRT zur Beurteilung einer intrakraniellen Beteiligung. In den diffusionsgewichteten Sequenzen fielen dabei Signalanhebungen im Knochenmark der Schädelkalotte auf. Lokalisierte Manifestationen von Erkrankungen des leukopoetischen Systems weisen oft eine erhöhte Zelldichte auf, so ist für zerebrale Lymphome eine Diffusionsrestriktion typisch. Ziel der Studie war es, die Häufigkeit dieser Diffusionsveränderungen bei leukopoetischen Erkrankungen zu bestimmen. Methode: Retrospektiv wurden MRT-Untersuchungen von 43 Kindern (1–24 Jahre, durchschnittlich 8,4 Jahre) mit einer Erkrankung des leukopoetischen Systems (8 Pat. mit AML, 1 Pat. mit CML, 27 Pat. mit ALL, 7 Pat. mit Lymphom) evaluiert, welche in der Zeit vom 01.06.2005 bis 01.06.2007 eine MRT des Schädels inklusive diffusionsgewichteter Sequenz vor Therapie erhalten hatten. 11 der Kinder erhielten eine Kontroll-Untersuchung nach Therapie. Als Kontroll-Gruppe dienten 37 Kinder (1–20 Jahre, durchschnittlich 11,4 Jahre), welche aus anderen Indikationen eine Schädel-MRT erhalten hatten (keine Kinder mit Malignomen/nach Chemotherapie). Die Untersuchungen wurden an einem 1,5 T Gerät durchgeführt (Siemens Symphony, Erlangen). Die Signalanhebung im Knochenmark der Schädelkalotte in der diffusionsgewichteten Sequenz wurde beurteilt (deutliche/mäßige/geringe/keine Signalanhebung). Ergebnis: Von 43 untersuchten Kindern mit einer leukopoetischen Erkrankung konnte bei 18 (42%) eine vermehrte Signalanhebung des Knochenmarks in der diffusionsgewichteten Sequenz nachgewiesen werden (8/43 deutliche, 6/43mäßige, 4/43 diskrete, 25/43 keine Signalanhebung). Nach Therapie konnte bei keinem (0%) Kind eine vermehrte Signalanhebung gezeigt werden, bei 5 Kindern war vorhergehend eine Signalanhebung nachweisbar gewesen. In der gesunden Kontrollgruppe hatten 5 (13,5%) Kinder eine vermehrte Signalanhebung des Knochenmarks. Schlussfolgerung: Bei Kindern mit leukopoetischen Erkrankungen kann in der diffusionsgewichteten MRT in 42% eine Signalanhebung im Knochenmark der Schädelkalotte nachgewiesen werden. Der Befund ist in einer Kontroll-Gruppe mit Kindern ohne leukopoetische Erkrankung, als auch bei erkrankten Kindern nach Therapie signifikant seltener.

Diffusionsrestriktionen im Knochenmark der Schädelkalotte bei Kindern mit leukopoetischen Erkrankungen sind ein Hinweis auf eine erhöhte Zelldichte und vermutlich ein indirekter Marker für einen Befall des Knochenmarks der Schädelkalotte.

Korrespondierender Autor: Ernst AS

Universitätskliniken Ulm, Klinik für diagnostische und interventionelle Radiologie, Steinhövelstr. 9, 89075 Ulm

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