Rofo 2008; 180 - VO_205_1
DOI: 10.1055/s-2008-1073458

Ossäre Metastasen bei Prostata-CA – Ganzkörper-MRT vs. Szintigraphie

D Ketelsen 1, MP Lichy 1, A Merseburger 1, M Reimold 1, CD Claussen 1, HP Schlemmer 1
  • 1Universitätsklinikum Tübingen, Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Tübingen

Ziele: Die Früherkennung ossärer Metastasen eines Prostata-Karzinoms hat entscheidenden Einfluss auf die Festlegung des Therapieregimes und zur Abschätzung der Prognose. Als Standardmethode dient die Skelettszintigraphie. Verdächtige Befunde werden häufig gezielt durch weitere radiologische Verfahren, wie zum Beispiel dem konventionellen Röntgen, der Computertomographie oder der Magnetresonanztomographie abgeklärt.

Die vorliegende Studie vergleicht die Methoden der Skelettszintigraphie mit der Ganzkörper-MRT hinsichtlich der Detektion ossärer Metastasen. Methode: Eingeschlossen wurden 14 Patienten mit histologisch gesichertem Prostata-CA, die innerhalb eines Monates zum Staging eine Skelettszintigraphie und eine Ganzkörper-MRT erhalten haben. Das mittlere Patientenalter betrug 68 (58 bis 81 Jahre). Die Szintigraphie wurde 2–3 Stunden nach Injektion von 700 MBq 99mTc-DPD in planarer Ganzkörpertechnik (ventrale und dorsale Projektion) durchgeführt. Von suspekten Arealen wurden gegebenenfalls Teilkörperaufnahmen erstellt. Bei der Ganzkörper-MRT (Siemens Avanto, Erlangen, Deutschland) wurden T1- und STIR-Sequenzen in coronarer Schnittführung des gesamten Körpers, sagittale Schichten der Wirbelsäule und Aufnahmen der Rippen und des Thorax mittels atemangehaltener STIR- und T1-gewichteter Flash-2D-Sequenzen akquiriert.

Die Knochenszintigraphie und die MRT wurden retrospektiv von zwei erfahren Radiologen ausgewertet und läsionsbasiert verglichen. Ergebnis: Mit der Ganzkörper-MRT wurden signifikant mehr ossäre Läsion detektiert (p=0,05). Ossäre Metastasen mit einem Durchmesser <1cm waren in 91% der Fälle lediglich mit der MRT detektierbar, wobei sich die Herdbefunde auch retrospektiv in der Skelettszintigraphie nicht darstellten. Osteoblastische Metastasen stellten sich auf den T1-gewichteten Aufnahmen mit höherem Kontrast als auf den STIR-Sequenzen dar.

Ein weiterer Vorteil der Ganzkörper-MRT waren Zusatzinformation über die extraossäre Tumorausbreitung und deren Komplikationen, wie zum Beispiel Spinalkanalstenosen oder Wirbelkörperfrakturen, die in 35% der untersuchten Patienten zu finden waren und unmittelbare klinische Relevanz hatten. Schlussfolgerung: Die Ganzkörper-MRT mittels STIR- und T1-gewichteter Sequenzen ist der konventionellen planaren Skelettszintigraphie in der Diagnose von Knochenmetastasen eines Prostatakarzinoms überlegen. Ein weiterer Vorteil ist die Möglichkeit assoziierte Komplikationen, wie zum Beispiel Wirbelkörperfrakturen oder Spinalkanalstenosen zeitgleich abzuklären.

Korrespondierender Autor: Ketelsen D

Universitätsklinikum Tübingen, Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Hoppe-Seyler-Straße 3, 72076 Tübingen

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