Rofo 2008; 180 - VO_202_1
DOI: 10.1055/s-2008-1073442

Subkutanes Granuloma anulare: eine seltene Diffenzialdiagnose bei expansiven (Weichteil-) Läsionen an den unteren Extremitäten von Kindern

T Riebel 1, I Scheer 1, B Schütz 1
  • 1Charite'-Universitätsmedizin Berlin, CC6, Klinik f, Strahlenheilkunde, Pädiatrische Radiologie, CVK, Berlin

Ziele: Das Spektrum expansiver Läsionen an den unteren Extremitäten von Kindern umfasst zahlreiche, auch maligne, entweder nur in den Weichteilen gelegene oder aus dem Knochen sich ausdehnende Prozesse. Zur Klärung tragen radiologische Untersuchungen maßgeblich bei. Die histologische Sicherung bleibt allerdings oft unverzichtbar. Im folgenden werden eigene Beobachtungen einer seltenen pseudotumorösen lokalen Weichteilerkrankung präsentiert, die in der präoperativen Differenzialdiagnose mitbedacht werden muss. Methode: Es wurden die klinischen und bildgebenden Befunde von 4 Kleinkindern (wbl.: 3, ml.: 1; Alter: 28–57 Monate), die innerhalb eines halben Jahres wegen einer lokalen Weichteilschwellung am Unterschenkel in unsere Klinik kamen, retrospektiv analysiert. Ergebnis: Alle Läsionen waren prätibial lokalisiert, derb, indolent, gegenüber dem Knochen unverschieblich und ohne lokale Entzündungszeichen. Sie hatten sich spontan rasch entwickelt und persistierten dann ohne wesentliche weitere Größenzunahme über 2 Wochen bis 5 Monate. Laboruntersuchungen blieben insgesamt unauffällig. In der Bildgebung fanden sich folgende einheitliche Befunde: Die maximale Ausdehnung der an die Knochenoberfläche dicht und breit angelagerten Veränderungen betrug jeweils ca. 2cm. Sonographisch imponierten sie homogen echoarm mit unscharfer konvexer Begrenzung und nur gering vermehrter Perfusion. In der MRT waren die Läsionen mit ebenfalls homogener Charateristik signalarm in der T1-Wichtung, in T2 signalreich sowie intensiv Kontrastmittel aufnehmend. Pathologische intraossäre Befunde oder auch Weichteilverkalkungen zeigten sich weder in der MRT noch in Röntgenaufnahmen. Zum sicheren Ausschluss eines malignen Prozesses erfolgte bei den ersten 2 Kindern eine histologische Klärung mit dem Ergebnis eines pseudorheumatischen subkutanen Granuloma anulare. Wegen der identischen klinischen und bildgebenden Befundkonstellation wurde bei den späteren 2 Patienten auf eine Biopsie verzichtet. Unter rein konservativer Beobachtung gestaltete sich der weitere Verlauf dann erwartungsgemäß. Schlussfolgerung: Die dargelegte einheitliche klinische (Alter, Anamnese, Lokalisation, Lokalbefund, negative Laboruntersuchungen) und bildgebende Befundkonstellation sollte bei „Weichteilknoten“ an den Unterschenkeln junger Kinder auch an ein harmloses subkutanes Granuloma anulare denken lassen. Dadurch können Beunruhigungen der Eltern sowie chirurgische Eingriffe vermieden und stattdessen der benigne Verlauf der Läsionen abgewartet werden.

Korrespondierender Autor: Riebel T

Charite'-Universitätsmedizin Berlin, CC6, Klinik f, Strahlenheilkunde, Pädiatrische Radiologie, CVK, Augustenburger Platz 1, 13353 Berlin

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