Rofo 2008; 180 - RK_302_1
DOI: 10.1055/s-2008-1073279

Harnwegsinfektionen im Kindesalter

HJ Mentzel 1
  • 1Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie/Universitätsklinikum Jena, Pädiatrische Radiologie, Jena

Im Kindesalter gehören Harnwegsinfektionen (HWI) zu den häufigsten bakteriellen Infektionskrankheiten. In den ersten 6 Lebensjahren erleiden 7% aller Mädchen und 2% aller Knaben zumindest einen symptomatischen HWI. Die Harnwegsinfektion (HWI) ist die zweithäufigste Indikation zur Bildgebung. Immer stärker steht dabei die frühzeitige Erfassung einer Nierenbeteiligung als Hauptrisikofaktor für spätere Komplikationen oder schwere Langzeitfolgen durch Narbenbildungen im Mittelpunkt der Diagnostik. Neben der frühzeitigen Verifizierung von komplizierenden Harnwegsanomalien mithilfe der Sonographie ist deren Einsatz zur Beurteilung der Nieren im Rahmen der HWI so früh wie möglich indiziert. Beurteilt werden Nierenvolumen, Parenchymechogenität, Rinden-Mark-Differenzierung, Lage und Weite des Nierenbeckens, der Harnleiter und der Harnblase sowie der Restharn nach Miktion. Sonographische Zeichen des HWI sind die Urothelschwellung, die Volumenvermehrung, die Aufhebung der Mark-Rinden-Differenzierung, die Ureteratonie und die Darstellung von reflektierenden Strukturen in Nierenbecken, Ureter, Blase. Bestandteil der Initialdiagnostik ist die Beurteilung von Durchblutungsveränderungen mithilfe des Power-Doppler-Verfahrens. Zur Erkennung von Parenchymdefekten bietet sich der 99mTechnetium-DMSA-Scan mit hoher Sensitivität und Spezifität für Perfusions- und Funktionsstörungen in Parenchymarealen an. Zur weiterführenden Basisdiagnostik dient zur Erkennung eines vesikoureteralen Refluxes das Röntgenmiktionszysturethrogramm (MCU) oder als Alternative die Miktionszystosonographie (MCS). Bei Hinweis auf eine relevante Harnabflussstörung (z.B. Hydroureter, ureteropelvine Enge) liefert die 99mTechnetium –MAG3-Szintigraphie Informationen über das Ausmaß der abflussbehinderung und die seitengetrennte Nierenfunktion. Der Einsatz der Magnetresonanztomographie im Rahmen der Narben- und Funktions-Diagnostik wird diskutiert; unbestritten ist der Einsatz zur Beurteilung von Komplikationen bei HWI wie z.B. Abszessbildung.

Lernziele:

Indikationen zur Bildgebung bei Harnwegsinfekt

Sonographische Befunde bei Zystitis und Pyelonephritis

Weiterführende Basisdiagnostik mit MCU und MCS

Einsatz der DMSA-Szintigraphie

Korrespondierender Autor: Mentzel HJ

Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie/Universitätsklinikum Jena, Pädiatrische Radiologie, Erlanger Allee 101, 07740 Jena

E-Mail: hans-joachim.mentzel@med.uni-jena.de