Dtsch Med Wochenschr 1980; 105(15): 509-515
DOI: 10.1055/s-2008-1070697
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Nicht-invasive Methode zur Erkennung des Koronararterienspasmus: 201Thallium-Sequenzszintigraphie des Myokards nach Ergotamin

Non-invasive method for recognition of coronary artery spasm: 201thallium sequential scintigraphy of the myocardium after ergotamine provocationD. Mathey, R. Montz, P. Hanrath, K. H. Kuck, W. Bleifeld
  • Abteilungen Kardiologie und Nuklearmedizin des Universitäts-Krankenhauses Hamburg
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Publication Date:
26 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Zur Frage des Koronararterienspasmus wurde bei zehn Patienten mit rezidivierender Ruhe-Angina pectoris und normalem Belastungs-EKG eine 201Thallium-Sequenzszintigraphie des Myokards nach Ergotamin-Provokation durchgeführt. Bei neun der zehn Patienten wurde die Ergotamin-Gabe in gleicher Dosierung während der Koronarangiographie wiederholt. Bei neun Patienten entwickelte sich nach Ergotamin im 201Thallium-Szintigramm ein reversibler Defekt als Ausdruck einer regionalen Myokardischämie. Nur bei vier der neun Patienten waren gleichzeitig Angina pectoris und eine ST-Streckenhebung vorhanden. Im Koronarangiogramm konnte in allen Fällen ein Koronarspasmus nach Ergotamin nachgewiesen werden; er bestand bei den vier Patienten mit ergotamin-induzierter Prinzmetal-Angina pectoris in einer vollständigen Gefäßokklusion, bei den asymptomatischen Patienten in einer höhergradigen, inkompletten Gefäßeinengung. In allen Fällen konnte der Spasmus durch Ergotamin-Antidots innerhalb weniger Minuten gelöst werden. Wir schließen aus diesen Ergebnissen, 1. daß es mit Hilfe der 201Thallium-Sequenzszintigraphie möglich ist, den Koronararterienspasmus auf nicht-invasivem Wege nachzuweisen, 2. daß es neben der klassischen Prinzmetal-Angina pectoris, der ein vollständiger Gefäßspasmus zugrunde liegt, leichtere, inkomplette und asymptomatische Formen des Koronarspasmus gibt, die szintigraphisch festzustellen sind.

Abstract

For evaluation of coronary artery spasm 201thallium sequential scintigraphy of the myocardium after ergotamine provocation was performed in 10 patients with recurrent angina pectoris at rest and normal exercise ECG. In 9 out of the 10 patients ergotamine administration in the same dosage was repeated during the coronary angiography. A reversible defect in the 201thallium scintigram representative of regional myocardial ischaemia developed in 9 patients after ergotamine. Only in 4 out of the 9 patients angina pectoris and ST elevation were present at the same time. In all cases coronary spasm after ergotamine was demonstrable in the coronary angiogram; in the 4 patients with ergotamine-induced Prinzmetal angina pectoris it consisted of complete vascular occlusion, in the asymptomatic patients of incomplete vascular narrowing of a higher degree. In all cases the spasm could be relieved by ergotamine antidotes within a few minutes.