Aktuelle Urol 1985; 16(2): 64-68
DOI: 10.1055/s-2008-1062549
Aus der Grundlagenforschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart · New York

Periphere Östrogenbildung aus Androgenen beim Mann

Peripheral Estrogen Formation from Androgens in MenH. U. Schweikert1 , U. W. Tunn2
  • 1Medizinische Universitätspoliklinik, Bonn
  • 2Stadtkrankenhaus Offenbach
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Publication Date:
23 April 2008 (online)

Zusammenfassung

Der überwiegende Teil der Östrogenproduktion beim Mann entstammt der Umwandlung von zirkulierendem Testosteron und Androstendion in extratestikulären, »peripheren« Geweben. Etwa 85% der täglichen Östradiol- und nahezu 100% der täglichen Östronproduktion werden auf diese Weise gebildet. Obwohl somit ein hoher Prozentsatz der Östrogene im peripheren Gewebe gebildet wird, sind unsere Kenntnisse darüber, in welchen Geweben die Östrogenbildung stattfinden kann, noch lückenhaft. Darüber hinaus ist weiterhin ungeklärt, inwieweit Östrogene am Ort ihrer Biosynthese eine biologische Wirkung ausüben. In der vorliegenden Arbeit werden diese Fragen in kultivierten Fibroblasten aus der Haut sowie in Fibroblasten aus der normalen und erkrankten Prostata des Mannes untersucht. In beiden Geweben konnte eine Umwandlung von Androgen in Östrogene nachgewiesen werden, wobei die höchsten Aromatisierungsraten in der Genitalhaut und im Gewebe der hyperplastischen Prostata gefunden werden. Die Bedeutung der Östrogene für die Entwicklung des äußeren männlichen Genitale und die Pathogenese der benignen Prostatahyperplasie und des Prostatakarzinoms werden diskutiert.

Abstract

Estrogens are derived in the male both by peripheral conversion from circulating precursors mainly androstenedione and testosterone and by direct secretion from the testis. Nearly 100% of total daily estrone production and 80 to 100% of estradiol can by accounted for by the utilization of androstenedione and testosterone in peripheral tissues. Although it is thus clear that the majority of estrogen production originates from peripheral aromatization of circulating androgens, our knowledge which peripheral tissues have the capacity to aromatize androgens and if estrogens formed in this manner can exert direct biological effects at the site of their biosynthesis is limited. We have therefore studied aromatization of androgen in cultured human skin fibroblasts and fibroblasts from the normal and diseased prostate. In both tissues aromatization of androgen to estrogen could be demonstrated, the highest rates of estrogen formation being observed in genital skin and benign prostatic hyperplasia. The significance of estrogen formation for these tissue is discussed.