Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 1992; 02(6): 165-172
DOI: 10.1055/s-2008-1062130
Wissenschaft und Forschung

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Rehabilitationsverlauf von jungen aphasischen Schlaganfallpatienten

Course of rehabilitation in young aphasie stroke patientsA. von Ungern-Sternberg, D. Kramer*, M. Küthmann, G. Weimann
  • Weserbergland-Klinik, Höxter
* Wesentliche Befunde dieser Arbeit stammen aus einer Dissertation von Dorothea Kramer. Unter Mitarbeit der Arbeitsgruppe für Angewandte Soziale Gerontologie der Gesamthochschule Kassel und dem Ev. Krankenhaus „Gesundbrunnen” Hofgeismar und Unterstützung der Stiftung Volkswagenwerk.
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
19. März 2008 (online)

Summary

From a prospectively planned study to evaluate the course of rehabilitation in stroke patients a subset of 48 aphasie patients was investigated with reference to their logopedic, motoric and psychologic findings during a seven to eight week in-patient treatment. As a control group 156 non-aphasic hémiplégies with comparable demographic data were analysed with regard to their ability to perform the normal activities of daily life (Barthel-Index).

The improvement of the speech disorder correlates significantly with an increase of the Barthel-Index. With respect to the “Aachener Aphasietest” the quantitatively most impressive changes are found with regard to the faults in the so-called “Token-Test” and the “Spontansprache”. The disturbance of nonverbal functions accompanying stroke like perceptual performance and cognitive skills are directly related to the ability to perform the normal activities of daily life. We found aphasia to be an additional prognostic factor of stroke.

A significantly lower level on the Barthel-Index, the Guttman-Scale and the “Nürnberger Altersfragebogen” a psychometric test was found in aphasie stroke patients when compared to those without a speech disorder. A multivariate statistical analysis indicates that the values of the Barthel-Index and the Guttman-Scale at the onset of the rehabilitation are valid determinants of the Barthel-Index after treatment. The improvement of the aphasia can not be predicted in a similar manner.

Zusammenfassung

In einer prospektiven Studie zur Evaluation der Schlaganfallrehabilitation wurde bei einem Teilkollektiv von 48 aphasischen Schlaganfallpatienten die Veränderung logopädischer, motorischer und psychischer Befunde während einer durchschnittlich 7-8wöchigen stationären Behandlung analysiert, Zum Vergleich der Entwicklung der Selbsthilfefähigkeit (Barthel-Index) wurden Befunde eines nach demographischen Daten vergleichbaren Kollektivs nichtaphasischer Schlaganfallpatienten (n = 156) herangezogen.

Die bei den Aphasikern feststellbaren Verbesserungen des Sprachvermögens korrelieren signifikant mit einer simultanen Zunahme der Selbsthilfefähigkeit. Bei der Differenzierung im Aachener Aphasietest sind quantitativ die größten Veränderungen für die Fehlerzahl im Tokentest und für die Ebene „Spontansprache” zu registrieren. Es gibt Hinweise dafür, dass das Ausmaß kognitiver und perzeptiver Defizite als Parameter nonverbaler Störungen im Zusammenhang mit einer Aphasie unmittelbare Auswirkungen auf die Fähigkeit zur Bewältigung von Alltagsaktivitäten haben. Das apha-sische Syndrom als begleitende neurologische Störung beeinflußt die Restitution der motorischen Ausfalle und die Fähigkeit zur Selbstversorgung negativ.

Verglichen mit einer Gruppe nichtsprachgestörter Hemiplegiker erreichen die Aphasiker jeweils signifikant niedrigere Werte für Barthel-Index, Rüstigkeitsskala und Nürnberger Altersfragebogen. Bei einer Diskriminantenanalyse lassen sich zwar der Barthel-Index und die Rüstigkeitsskala (Guttman-Skala) zu Beginn der Rehabilitationsmaßnahme als Determinanten der motorischen Wiederherstellung benennen, für die Entwicklung der logopädischen Ausfälle konnten jedoch keine vergleichbaren prädiktiven Parameter ermittelt werden.