Klinische Neurophysiologie 1982; 13(2): 51-60
DOI: 10.1055/s-2008-1061064
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Kritische Bemerkungen zu den Regeln von Rechtschaffen und Kales über die visuelle Auswertung von EEG-Schlafableitungen

Comments on the rules by Rechtschaffen and Kales about the visual scoring of sleep EEG recordingsSt. Kubicki, W. M. Herrmann, L. Höller, W. Scheuler
  • Abteilung für Klinische Neurophysiologie im Klinikum Charlottenburg der Freien Universität Berlin, Institut für Arzneimittel des Bundesgesundheitsamtes und Abteilung Klinische Neuropsychopharmakologie der Schering AG Berlin
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Publication Date:
18 March 2008 (online)

Summary

The rules by Rechtschaffen and Kales present numerous problems; they sometimes even contradict physiological facts. This is due on the one hand to the manual being limited to central leads only, and on the other hand to rules which are partly too narrow, partly too broad and partly too complex. Furthermore, there are situations and physiological facts for which the manual does not have any rules.

The exclusive evaluation of central leads has to result in a different scoring for numerous epoches of stages than an evaluation of leads from all hemisphere electrodes. In addition, frontal or occipital graphoelements such as mitten-pattern and sleep lambda are not even included. It is often difficult to make a distinction between an „α-sleep type” and pre-arousals (micro-arousals); the latter also applies to α groups in REM sleep. In particular however, if frontal, parietal and occipital leads are included, then the stage 2, above all however stages 3 and 4 will be represented more frequently, as sigma spindles, K-complexes and δ-waves are frequently found in a recognizable form only in the non-central leads.

Further difficulties result from different paper speeds of 15 or 10 mm/s and from the rule concerning the allocation from stage 1 to stages 2 or REM.

Zusammenfassung

Die Regeln von Rechtschaffen und Kales bieten eine ganze Reihe Probleme, die zum Teil bis zu Verstößen gegen die physiologischen Gegebenheiten führten. Das beruht zum einen auf der Beschränkung auf zentrale Abgriffe im Manual, zum anderen auf Regelungen, die teils zu eng, teils zu weit und teils zu kompliziert sind. Außerdem gibt es Situationen und physiologische Gegebenheiten, für die im Manual keine Regelungen gegeben wurden.

Die Auswertung ausschließlich der zentralen Abgriffe führt zwangsläufig zu anderen Stadienzuweisungen zahlreicher Epochen, als eine Beurteilung nach Ableitungen von allen Hemisphärenpunkten. Abgesehen davon werden rein frontale oder okzipitale Graphoelemente überhaupt nicht erfaßt, wie z.B. Mittenpattern oder Schlaf-Lambda. Beim a-Schlaftyp lassen sich Abgrenzungen gegen Prä-Arousal (Mikro-Arousal) oft schwer vornehmen; letzteres gilt auch für α-Gruppen im REM-Schlaf. Vor allem aber werden bei Einbeziehungen frontaler, parietaler und okzipitaler Abgriffe die Stadien 2, besonders aber 3 und 4 viel stärker vertreten sein, da Sigma-Spindeln, K-Komplexe und δ-Wellen häufig nur in den nicht-zentralen Abgriffen in anerkennbarer Form vorliegen.

Weitere Probleme ergaben sich aus dem unterschiedlichen Papiervorschub von 15 bzw. 10 mm/s und aus der Regelung der Zuweisung von Stadium 1 nach Stadium 2 bzw. REM.

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