Klinische Neurophysiologie 1987; 18(4): 192-199
DOI: 10.1055/s-2008-1060919
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Frühzeitige prognostische Aussage mittels evozierter Potentiale beim schweren Schädel-Hirn-Trauma

Early outcome prediction by evoked potentials in patients with severe head injuryB. Riffel, M. Stöhr, E. Trost, A. Ullrich, W. Graser1
  • Neurologische Klinik mit klinischer Neurophysiologie und
  • 1Institut für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin im Zentralklinikum Augsburg
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Publication Date:
18 March 2008 (online)

Summary

103 patients in acute posttraumatic coma were assessed during 72 hours following severe head injury by clinical examinations (documented with a modified Glasgow-Coma-Score and a brainstemscorel and brainstem auditory evoked potentials (BAEP) as well as short latency somatosensory evoked potentials (SEP). Patient outcomes were classified at 6 months or more, according to the following categories: good recovery, severely disabled or vegetative, and brain dead. Patients who had died by systemic complications were excluded from the study.

The Glasgow-Coma-Score was reliable in forecasting a favorable outcome, but tended to produce false-pessimistic predictions. The brainstemscore and the BAEPs were reliable predictors of an unfavorable but not a favorable outcome. SEP data however, performed well as a prognostic indicant in predicting an unfavorable as well as a favorable outcome. Using the BAEP, the amplitude ratio Wave V/Wave I is more sensitive to detect a lesion than the interpeak-latency Wave I - Wave V, and - using the SEP - the amplitude ratio N20/N13b (over C2) is more sensitive than the central conduction time (N13a (over C7) - N20).

Zusammenfassung

103 komatöse Patienten wurden in den ersten 72 Stunden nach einem Schädel-Hirn-Trauma untersucht und nach dem Verlauf ihrer Erkrankung frühestens sechs Monate danach in die Gruppe der im Hirntod verstorbenen, die Gruppe der schwerst behindert oder im vegetativen Zustand Überlebenden und die Gruppe der leicht behindert bzw. ohne Behinderung Überlebenden unterteilt. Bereits initial unterschieden sich die klinischen Befunde, erhoben anhand eines modifizierten Glasgow-Coma-Scores und eines Hirnstamm-Scores, in den drei Gruppen statistisch signifikant, so daß die klinisch-neurologischen Untersuchungen ein gutes Maß für die Schwere eines Schädel-Hirn-Traumas sind. Bei einer Prognosestelle anhand des modifizierten Glasgow-Coma-Scores kommt es jedoch zu falsch-pessimistischen, anhand des Hirnstamm-Scores zu falsch-optimistischen Voraussagen. Die frühen akustisch evozierten Potentiale (frühe AEP) erwiesen sich wie der Hirnstamm-Score als zuverlässig in der Voraussage eines schlechten Verlaufs; bei durch einen Wellenverlust dokumentierter Hirnstammläsion ist die Prognose ungünstig. Andererseits sind normale frühe AEP nicht zuverlässig in der Voraussage eines guten Verlaufs. Die somatosensorisch evozierten Potentiale sind in der Prognose des komatösen Patienten nach Schädel-Hirn-Trauma sowohl zuverlässig in der Voraussage eines schlechten als auch eines guten Verlaufs und erweisen sich als der beste Parameter, um den Verlauf nach einem Schädel-Hirn-Trauma vorauszusagen. Bei den frühen AEP ist der Amplitudenquotient der Welle V zur Welle I dem Latenzintervall I-V überlegen, um eine Läsion zu erfassen; bei den SEP ist der Amplitudenquotient N20/N13b (C2) der sensitivere Parameter als die zentrale Überleitungszeit (N13a (C7) - N20) in der Erfassung einer Schädigung.

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