Klinische Neurophysiologie 1987; 18(4): 173-178
DOI: 10.1055/s-2008-1060916
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Motorische Potentiale nach spinaler und transkranieller Stimulation: Normalwerte für die Ableitung ohne willkürliche Vorinnervation

Motor potentials following spinal and transcranial stimulation: Normative values of latencies without preinnervationW. Hacke, H. Buchner, H. Schnippering, Ch. Karsten
  • Abteilung Neurologie des Klinikums der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen
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Publication Date:
18 March 2008 (online)

Summary

The transcranial motor stimulation with a special, short discharging stimulator can assess the conduction of central motor pathways. Voluntary preinnervation of certain muscles leads to amplitude augmentation and allows reduction of the stimulus intensity. Preinnervation is impossible, if comatose patients are studied or if the method is used for intraoperative monitoring. We examined the spinal and transcranial stimulated motor responses of the muscle opponens pollicis without preinnervation in 18 healthy volunteers. The latencies after hemispheric stimulation showed an increase of latency of more than 2,5 ms compared with normative data from the literature which is significant on the .05-level. The central conduction time was prolonged also. The latencies of the spinal stimulated muscle potentials are comparable under both conditions. It is concluded that for intraoperative monitoring or the assessment of motor function in comatose patients one has to relay on normative values achieved without preinnervation.

Zusammenfassung

Bei der transkraniellen motorischen Stimulation mit einem modernen, inzwischen im Handel befindlichen Reizgerät kann die Leitungsfunktion zentraler motorischer Bahnen überprüft werden. Durch willkürliches Vorspannen der Zielmuskeln läßt sich die Amplitude der Muskelantwortpotentiale erhöhen und die notwendige Reizstärke vermindern. Bei der Untersuchung von bewußtlosen Patienten und beim Einsatz der Methode in der intraoperativen Überwachung ist die Vorinnervation nicht möglich. Wir haben bei 18 Versuchspersonen die spinal und transkraniell stimulierten motorischen Antwortpotentiale vom M. opponens pollicis ohne Vorspannung untersucht. Die hierbei gefundenen Werte zeigen nach hemisphärischer Reizung und bei Berechnung der körpergrößenabhängigen zentralen Überleitung eine Latenzverzögerung um mehr als 2,5 ms, verglichen mit den aus der Literatur bekannten Normwerten nach willkürlicher Vorspannung. Das Ergebnis ist auf dem .05-Niveau signifikant. Die Latenzen der spinal ausgelösten Muskelantwortpotentiale sind mit und ohne Vorinnervation vergleichbar. Auch die Form der Potentiale und der hemisphärischen Stimulation ändert sich in einigen Fällen zwischen beiden Bedingungen. Es wird empfohlen, bei der Überwachung motorischer Funktionen im Operationssaal und bei komatösen Patienten Normalwerte heranzuziehen, die ohne Vorinnervation gewonnen wurden.

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