Klinische Neurophysiologie 1994; 25(2): 144-150
DOI: 10.1055/s-2008-1060253
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

EEG Amplituden– und Kohärenzanalysen bei medikamentenfreien Schizophrenen

Amplitude– and coherence–analyses in schizophrenic patients without medicationP. Rappelsberger, D. Lacroix1 , K. Steinberger2 , K. Thau3
  • Institut für Neurophysiologie, Universität Wien, Psychiatrische Klinik der Universität Montreal
  • 1Universitätsklinik für Neurologie und
  • 2Psychiatrie des Kindes und Jugendalters Wien und
  • 3Psychiatrische Universitätsklinik Wien
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Publication Date:
18 March 2008 (online)

Summary

In this study the EEG of 21 schizophrenic patients without medication and 20 healthy controls were compared using amplitude– and coherence–analyses. The results are partly in conflict with the literature. This concerns mainly the slow δ–activity. In our comparisons schizophrenic patients showed lower δ–amplitudes over all cortical areas than controls. However, a subgroup of patients prone to hallucinations and thought disorders showed opposite results. In this group higher δ–activity was found than in controls. Our data show, that subgrouping of patients according to symptoms may reveal properties which may not be detected considering the whole group. This may explain conflicting results in the literature.

Coherence analyses in all comparisons showed significant lower coherences in schizophrenic patients than in controls. If coherence is interpreted as measure for functional relationships, the result points at reduced functional relationships between brain areas in patients. This may be caused by disorganized synaptic connections.

Zusammenfassung

In der vorliegenden Studie wurden die EEG von 21 medikationsfreien schizophrenen Patienten und 20 Gesunden mittels Amplituden– und Kohärenzanalysen verglichen. Die Ergebnisse der Amplitudenanalysen stehen teilweise im Widerspruch mit Ergebnissen der Literatur, vor allem was die δ–Aktivität betrifft. So wurden bei einem Vergleich der beiden Gruppen über allen Arealen durchwegs niedrigere δ–Amplituden bei den Schizophrenen gefunden. Eine Untergruppe der schizophrenen Patienten mit den Symptomen ausgeprägter Halluzinationen und ausgeprägter Denkstörungen zeigte jedoch umgekehrte Ergebnisse. Bei dieser Gruppe konnte eine höhere δ–Aktivität als bei den gesunden Kontrollen gefunden werden. Unsere Daten zeigen, daß eine Gruppierung der Patienten nach Symptomen Eigenschaften aufdecken kann, die in der Gesamtgruppe untergehen. Dies mag die teilweise konträren Ergebnisse in der Literatur erklären.

Die Kohärenzuntersuchungen ergaben in allen Vergleichen bei den schizophrenen Patienten deutlich niedrigere Kohärenzen. Interpretiert man die Kohärenz als Maß für die funktionelle Beziehung, so deutet das Ergebnis auf verminderte funktionelle Beziehungen zwischen den einzelnen Hirnregionen bei den Patienten hin. Die Ursache dafür könnte in desorganisierten synaptischen Verbindungen liegen.