Dtsch Med Wochenschr 1994; 119(1/02): 19-24
DOI: 10.1055/s-2008-1058656
Kasuistiken

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Transfusionsassoziierte akute Lungeninsuffizienz: Diagnosesicherung durch den Nachweis granulozytärer Antikörper

Transfusion-related acute lung injury: diagnostic confirmation by demonstrating granulocytic antibodiesJ. Bux, J. Hoch, L. Bindl, A. Müller, C. Mueller-Eckhardt
  • Institut für Klinische Immunologie und Transfusionsmedizin der Universität Gießen sowie Institut für Experimentelle Hämatologie und Transfusionsmedizin, Zentrum für Kinderheilkunde, und Klinik und Poliklinik für Chirurgie der Universität Bonn
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
25. März 2008 (online)

Zusammenfassung

Bei zwei Patientinnen, einer 50jährigen Frau und einem 2 Jahre alten Mädchen, entwickelten sich 3-5 Stunden nach der Transfusion von zwei Erythrozytenkonzentraten bzw. von plättchenreichem Plasma (20 ml/kg) eine akute Atemnot, die eine künstliche Beatmung nötig machte. Die Röntgenbilder des Thorax zeigten Infiltrate in beiden Lungen. Nach Katecholamingabe und Respiratortherapie mit positivem endexspiratorischem Druck konnte die erste Patientin am zweiten, das Mädchen am fünften Tag nach Beatmungsbeginn extubiert werden. Bei den Patientinnen fand sich jedoch kein Anhalt für eine Hypervolämie, Herzinsuffizienz oder Infektion, der den Lungenbefund erklären konnte. Hingegen ließen sich im Serum der Frau (Erythrozytenempfänger) und im Serum des Thrombozytenspenders Antikörper gegen Granulozyten nachweisen. Die Granulozytenverträglichkeitsprobe bestätigte die vermutete Granulozyteninkompatibilität zwischen Blutspender und -empfänger. Somit konnte die klinische Verdachtsdiagnose einer transfusionsassoziierten akuten Lungeninsuffizienz durch den Nachweis granulozytärer Antikörper gesichert werden. Der Antikörpernachweis war jedoch nicht nur für die Diagnose wichtig, sondern er ermöglichte im einen Fall auch die Erkennung eines Blutspenders mit Antikörpern gegen Granulozyten, die eine transfusionsassoziierte Lungeninsuffizienz auslösen können.

Abstract

In two patients, a 50-year-old woman (case 1) and a 2-year-old girl (case 2) acute shortness of breath requiring artificial ventilation developed 3-5 hours after infusion of two erythrocyte concentrates in case 1 and unfiltered platelet-enriched plasma (20 ml/kg) in case 2. The chest radiograph showed diffuse infiltrations in the lungs of both patients. After administration of catecholamines and respirator therapy, extubation was possible in the first patient after two days, in the second after five days. In neither case had there been any evidence of hypervolaemia, heart failure or infection to explain the lung findings. However, the serum of case 1 and the serum of the platelet donour had antibodies against granulocytes. The granulocyte-compatibility test (between patient serum and donour granulocytes) was positive. This confirmed the clinical suspicion of transfusion-related acute lung injury (TRALI). However, demonstration of antibodies was not only important for the diagnosis, but made it possible to recognize a blood donour whose serum contained antibodies against granulocytes which can provoke TRALI.

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