Aktuelle Urol 1995; 26(3): 195-199
DOI: 10.1055/s-2008-1057798
Originalarbeiten

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart · New York

Zytogenetische Untersuchungen zur Charakterisierung von Tumorzellen am Beispiel des Seminoms

II. Mitteilung: Fehlverteilung der Chromosomen und Mikronukleusbildung in Abhängigkeit von Anomalien des SpindelapparatesCytogenetic Investigations to Characterize Tumor Cells in SeminomasB. Roitzheim1 , R. Viersbach1 , G. Schwanitz1 , P. Brühl2
  • 1Institut für Humangenetik
  • 2Urologische Klinik der Universität Bonn
Herrn Prof. Werner Gottschalk zum 75. Geburtstag gewidmet.
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Publication Date:
19 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Es wurden Zellkulturen von Seminom-Biopsaten bei zehn Patienten zytogenetisch untersucht. Vorangegangen waren Analysen des Spindelapparates. Diese wurden einem Kontrollkollektiv normaler Fibroblasten gegenübergestellt.

Normalkollektiv: Die Tetraploidierate lag bei 0,9 %; oktoploide Mitosen wurden nicht beobachtet. Die Aneuploidierate betrug 0,5 %. Der Anteil von Zellen mit Mikronuklei war mit 1 % gering. Die Werte für pathologische Spindeln, die Polyploidie-, die Aneuploidie- und die Mikronukleusrate lagen alle in der gleichen Größenordnung.

Seminome: Die Auswertung der Polyploidierate ergab neben den diploiden Mitosen tetraploide in 3,7 % und oktoploide in 0,2 %. In beiden Ploidiestufen konnten sowohl Polyploidien als auch Endoreduplikationen nachgewiesen werden. Die Werte waren gegenüber den Kontrollen erhöht. Die Aneuploidierate lag für die Seminome über den Werten für die Kontrollen (0,5 %). Es traten hypoploide Mitosen in 18,9 % und hyperploide Mitosen in 26,2 % auf. Die Häufigkeit der Zellen mit Mikronuklei war mit 13,1 % erhöht. Charakteristisch erschien der völlige Zerfall des Hauptkernes in zahlreiche (bis zu 17) Kleinkerne.

Insgesamt konnte eine Korrelation der untersuchten Parameter Aneuploidierate und Mikronukleusrate mit der Häufigkeit pathologischer Spindeln bestätigt werden. Diese Werte waren gegenüber den Kontrollen erhöht.

Abstract

Cell cultures of 10 seminomas were investigated as a result of the occurrence of abnormal spindles, anomalies in chromosome number and micronucleus formation and were compared to controls.

Controls showed a rate of tetraploid cells in 0.9 %, aneuploid cells in 0.5 %. Micronuclei were exhibited in 1 % of the cells. The low number of pathological spindles (1.11 %) correlated with polyploidies, aneuploidies and micronucleus rates.

In the seminomas, tetraploid (3.7 %) and octoploid (0.2 %) cells were found. In both ploidy grades, polyploidies and endoreduplications could be proven. The values were inceased in contrast to the controls. The aneuploidy rate was high in the seminomas. Hypoploid mitoses occurred in 18.9 %, hyperploid mitoses in 26.2 %. The number of cells with micronuclei was higher in seminomas (13,1 %) than in the controls (1 %). The total decay in many (up to 17) micronuclei was a typical phenomenon.

A correlation of the parameters aneuploidy rate and micronucleuses formation with the occurrence of pathologic spindles could be confirmed in this investigation.