Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2000; 10(1): 6-10
DOI: 10.1055/s-2008-1057750
Wissenschaft und Forschung

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Änderungen der Nasenschleimhautdurchblutung bei infektanfälligen Kindern nach einer Klimakur an der See

Circulatory changes in the nasal mucosa of infection-susceptible children following climatotherapy by the seaC. Stick1 , C. Rischewski1 , P. Eggert2 , S. Scheewe3
  • 1Institut für Medizinische Klimatologie der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (Direktor: Prof. Dr. C. Stick), Kiel
  • 2Klinik für Allgemeine Pädiatrie der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (Direktor: Prof. Dr. J. Schaub), Kiel
  • 3Fachklinik Sylt für Kinder und Jugendliche der LVA Hamburg (Chefarzt: Dr. R. Stachow), Hamburg
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Publication History

Publication Date:
19 March 2008 (online)

Summary

Frequently recurring infections in children are one of the main indications for prescribing climatotherapy by the sea. Lacking thermoregulatory reactions of the organism to changes in the temperature are considered to be one of the causes of this susceptibility to infections. Consequently, lasting decreases in the circulation of the upper respiratory tract develop, which in turn supposedly result in a lowered non-specific resistance to cold germs. Objective: It is against this background that the present study investigated if and how climatotherapy by the North Sea affects the circulation in the nasal mucosa of infection-prone children. In addition, the question was studied whether the consensual reactions of circulation in the nasal mucosa change in response to a defined low-temperature stimulus to the feet. Method: Circulation in the vestibule of the nose was measured by means of laser doppler fluxometry in 72 children who had been diagnosed as susceptible to infections and had undergone six weeks of climatotherapy on the North Sea island of Sylt. Measurements were taken both at the beginning and the end of the therapy. Results: Consensual reaction was provoked by a cold foot bath (13-14°C). At the end of the therapy there was a significant higher blood flow through the nasal mucosa. At the same time, the circulatory recovery phase after ending the cold stimulus tended to be shorter. These changes were especially pronounced in children who had remained health during the entire therapy and had therefore been given increasing dosage of climatoexposure without interruption. Children who fell ill in between could only resume exposure to the lowest grade of stimulation after full recovery. Conclusions: The findings indicate that changed circulation in the upper respiratory tract is one of the mechanisms that play a role in the toning-up process of infection prone children during climatotherapy.

Zusammenfassung

Häufig rezidivierende Infekte bei Kindern zählen zu den wichtigsten Indikationen für Klimakuren von Kindern an der See. Als Ursache der Infektanfälligkeit werden u.a. mangelnde thermoregulatorische Reaktionen des Organismus bei Temperaturwechsel angesehen. Die Folge sind lang anhaltende Abnahmen der Durchblutung im oberen Respirationstrakt. Hieraus soll wiederum eine herabgesetzte unspezifische Resistenz gegenüber Erkältungserregern resultieren. Ziel: Vor diesem Hintergrund wurde in der vorgelegten Arbeit geprüft, ob und in welcher Weise sich eine Klimakur an der Nordsee auf die Durchblutung der Nasenschleimhaut bei infektanfälligen Kindern auswirkt. Ferner wurde untersucht, ob sich die konsensuellen Reaktionen der Durchblutung der Nasenschleimhaut auf einen definierten Kaltreiz an den Füßen verändern. Methodik: Bei 72 Kindern mit der Diagnose Infektanfälligkeit, die an einer 6-wöchigen Klimakur auf der Nordseeinsel Sylt teilgenommen haben, wurde mit Hilfe der Laser-Doppler-Fluxmetrie die Durchblutung im Vestibulum nasi zu Kuranfang und -ende gemessen. Ergebnisse: Eine konsensuelle Reaktion wurde mittels eines kalten Fußbades (13-14°C) provoziert. Am Kurende fand sich ein signifikant höheres Durchblutungsniveau der Nasenschleimhaut. Gleichzeitig zeigte sich eine tendenziell kürzere Erholungszeit der Durchblutung nach Beendigung des Kaltreizes. Diese Veränderungen waren besonders ausgeprägt bei den Kindern, die während der gesamten Kur gesund geblieben sind und deswegen ohne Unterbrechung an der dosiert gesteigerten Klimaexposition teilnehmen konnten. Zwischenzeitlich erkrankte Kinder konnten erst nach Genesung wieder an der Exposition, ausgehend von der geringsten Reizstufe, teilnehmen. Schlussfolgerung: Die Befunde sprechen dafür, dass eine veränderte Durchblutung im oberen Respirationstrakt zu den Mechanismen zählt, die bei der Abhärtung von infektanfälligen Kindern durch eine Klimatherapie eine Rolle spielen.