Rofo 1981; 135(12): 721-727
DOI: 10.1055/s-2008-1056503
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Röntgenkontrastmittelnebenwirkungen und meteorologische Einflüsse beim Infusionsurogramm

The influence of meteorological conditions on the side effects of contrast media during infusion urogramsK.-J. Wolf, O. Harlfinger, E. Wedler, D. Zuckert, U. Müller
  • Medizinisches Strahleninstitut der Universität Tübingen (Direktor: Prof. Dr. med. Dr. h.c. W. Frommhold) Zentrale Medizinmeteorologische Forschungsstelle Freiburg, Institut für Meteorologie der Freien Universität Berlin und Abteilung Klinische Forschung der Firma Schering AG, Berlin-Bergkamen
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Publication Date:
20 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Zusammenhänge zwischen bestimmten Wettersituationen und dem gehäuften Auftreten von gewissen Krankheiten sind medizinmeteorologisch schon lange bekannt. Während eines Zeitraums von 274 Jahren wurde der Untersuchungsverlauf von 6862 Patienten, bei denen ein Infusionsurogramm durchgeführt werden mußte, ausführlich protokolliert. Gleichzeitig wurde die Wettersituation nach Großwetterlage, Wettervorgänge, Dynamik, Luftmasse und „Vorticity” am Untersuchungsort zum Untersuchungszeitpunkt bestimmt. In diesem Kollektiv traten 7,96 % Kontrastmittelzwischenfälle insgesamt auf. 32,6 % aller Patienten bezeichneten sich subjektiv als wetterfühlig. Ihre Zwischenfallquote betrug 9,7 %. Ältere Patienten erlitten insgesamt weniger Kontrastmittelzwischenfälle ebenso wie übergewichtige Kranke. Eine ausgeprägte jahreszeitliche Schwankung wurde nicht festgestellt. Bezüglich der Großwetterlage fanden sich vermehrt Zwischenfälle bei Ostwetterlagen, weniger Zwischenfälle bei kaltluftadvektiven und Hochdrucklagen. Deutliche Unterschiede fanden sich bei der Einteilung nach Hoch- und Tiefdrucksituationen („Vorticity”). Hochdrucklagen und zunehmender Hochdruckeinfluß ergaben Zwischenfallshäufigkeiten von 5,3 bzw. 4,7 %, bei Tiefdruck dagegen 11,0 %. Die statistischen Berechnungen zeigten überwiegend keine signifikanten Unterschiede zwischen den einzelnen Untersuchungsgruppen, Tendenzen sind jedoch unverkennbar. Obwohl eine sehr große Anzahl von Einzelfaktoren, wie Störungen des Komplementsystems, Antigen-Antikörperreaktionen und vieles andere zur Erklärung der Pathogenese des Kontrastmittelzwischenfalls herangezogen werden, bleibt der Stellenwert der Einzelfaktoren weiterhin ungeklärt. Die hier vorgelegten Ergebnisse sprechen dafür, daß der individuellen Reaktionslage des einzelnen Patienten zum Untersuchungszeitpunkt eine beachtenswerte Rolle zukommt.

Summary

A relationship between certain weather conditions and the frequency of some diseases has been recognised for a long time. During a period of two and a quarter years, the course of infusion urograms in 6,862 patients was carefully monitored. At the same time, records were kept of the weather, including the general weather situation, changes in the weather, its dynamics, atmospheric pressure and „vorticity”. 7.96 % of patients showed side effects from the contrast medium. 32.6 % of all patients admitted to having been affected by the weather, with an incidence of side effects of 9.7 %. Older patients and over-weight patients tended to suffer fewer side effects. There was no correlation with the seasons. As regards the general weather situation, there was an increased incidence associated with changes coming from the east, fewer incidents during the in-flow of cold air and high pressure situations. There were marked differences during periods of high and low pressure („vorticity”). High pressure situations and periods of increasing barometric pressure had complication rates of 5.3 % and 4.7 % respectively, low pressure, 11 %. Statistical analysis showed no significant difference between the groups, but tendencies were unmistakable. A large number of individual factors are known to have an effect, such as abnormalities of the complement system, antigen-antibody reactions and others, but the importance of each factor remains uncertain. The present results indicate that the reaction of a patient at the moment of the investigation also plays a significant part.

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