Hintergrund
Ein Nativpräparat aus Kapuzinerkressenkraut (KK) und Meerrettichwurzel (MW; Angocin® Anti-Infekt N, Repha GmbH, Langenhagen) ist in Deutschland zur Therapie bei Infektionen der oberen Atem- und Harnwege zugelassen. Wirksame Bestandteile sind Senföle (=Isothiocyanate), die nach oraler Einnahme aus Glucosinolaten freigesetzt werden (Benzyl-Senföl aus KK, Allyl- und 2-Phenylethyl-Senföl aus MW). Ziel war es, die antibakteriellen Eigenschaften einer Mischung dieser Senföle zu untersuchen.
Methoden
Die antibakterielle Aktivität einer Mischung von synthetischen Senfölen (Fluka, Buchs/Schweiz) wurde mittels Agar-Dilutions-Methode bestimmt. Die Senföle wurden im Verhältnis eingesetzt, wie sie im Nativpräparat vorliegen: 50% (v/v) Benzyl-, 37,9% Allyl-, und 12,1% 2-Phenylethyl-Senföl. Die Mischung wurde in Tryptic Soy Broth verdünnt, welches 8% Tween-80 enthielt. Verdünnungen wurden direkt vor dem Gießen der Platten zu Müller-Hinton-Agar hinzugefügt (Endkonzentrationen 1–0,001%). Die Bakterienspezies wurden mittels Multi-Point-Inoculator aufgebracht (48 Isolate in Duplikaten pro Spezies). Nach Inkubation für 24h bei 37°C wurden die Minimale Hemmkonzentration (MHK) und die Minimale Bakterizide Konzentration (MBK) bestimmt.
Ergebnisse:
Bakterium
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MHK90 (% v/v)
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MBK90 (% v/v)
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Staphylococcus aureus
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0,004
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0,5
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Streptococcus pneumoniae
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0,008
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0,03
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S. pyogenes
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0,008
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0,25
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Enterococcus faecalis
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0,015
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>1
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E. faecium
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0,015
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>1
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Pseudomonas aeruginosa
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0,03
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0,06
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Escherichia coli
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0,015
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0,25
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Klebsiella pneumoniae
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0,125
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0,125
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Proteus vulgaris
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0,004
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0,015
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Serratia marcescens
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0,004
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0,004
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H. influenzae
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≤0,0005
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≤0,0005
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Candida spp.
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0,004
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0,004
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Schlussfolgerung
Die Senfölmischung weist eine breite antibakterielle Wirkung gegen grampositive und gramnegative Bakterien auf. Dies ist die Grundlage für die klinische Wirkung von Angocin® Anti-Infekt N, da die drei verwendeten Senföle die wirksamen Bestandteile des Nativpräparats darstellen.