RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/s-2008-1047818
Pharmakologische Untersuchungen zu zentralnervösen Wirkungen von Zubereitungen aus Valeriana officinalis L. s.l.
Hintergrund
Die Wirksamkeit von Extrakten aus Baldrian (Valeriana officinalis L. s.l.) bei Unruhezuständen sowie nervös bedingten Schlafstörungen wurde in klinischen Studien belegt. Im Gegensatz dazu sind die Wirkqualitäten des Baldrians trotz zahlreicher klinischer wie auch tierexperimenteller Studien, in denen häufig auf eine sedierende Wirkung geprüft wurde, letztlich ungeklärt.
Methode
Um Wirkungen zu charakterisieren, die der klinischen Wirksamkeit bei der beanspruchten Indikation zugrunde liegen könnten, wurden unterschiedlich hergestellte Extrakte aus Valerianae radix, darunter auch zwei handelsübliche Zubereitungen (AZM: MeOH 45% m/m bzw. EtOH 70% v/v) sowie eine neu entwickelte Zubereitung (phytofin Valerian 368), erneut auf eine Sedierung (Ethernarkose, Motilität), darüber hinaus auf eine anxiolytische (Elevated Plus Maze) und eine antidepressive (Forced Swimming Test) Wirkung an Nagern geprüft. Weiterhin wurde ein möglicher Einfluss auf endokrine Stressparameter wie ACTH und Corsticosteron untersucht.
Ergebnisse
Keiner der Extrakte bewirkte nach akuter und subakuter Gabe eine Sedierung. Weibliche NMRI-Mäuse zeigten nach Dosierungen von bis zu 1000mg/kg KG weder eine reduzierte Spontanmotilität, noch war eine durch Ether induzierte Narkosedauer verlängert. Dagegen ergaben Testungen im Elevated Plus Maze eine deutliche anxiolytische Wirkung für einen ethanolischen Extrakt (35% v/v), für eine daraus gewonnene hydrophile Fraktion (phytofin Valerian 368) sowie für einen methanolischen Extrakt (45% m/m) in Dosierungen zwischen 25 und 500mg/kg KG. Zubereitungen, hergestellt mit EtOH 70% V/V, riefen unter gleichen Bedingungen diese Wirkung nicht hervor.
Im Forced Swimming Test führte eine 16-tägige Behandlung (2×125mg/kg KG/d) männlicher CD-Ratten mit der hydrophilen Fraktion (phytofin Valerian 368) bei unveränderter Motiliät zu einer verkürzten Immobilitätsdauer, was auf einen antidepressiven Effekt dieser Zubereitung hinweist. Für ihren 35%-ethanolischen Ausgangsextrakt wurde diese Wirkung nicht gezeigt.
Eine signifikante Reduktion der Corticosteron-Ausscheidung im Akutversuch nach Gabe von 1000mg/kg KG des 35%-ethanolischen Extrakts sowie herabgesetzte ACTH- und Corticosteron-Serumspiegel männlicher CD-Ratten nach dreiwöchiger Vorbehandlung (2×125mg/kg KG/d) mit seiner hydrophilen Fraktion (phytofin Valerian 368) deuten darüber hinaus auf eine „Antistress“-Wirkung von Inhaltsstoffen aus Baldrian hin.
Schlussfolgerung
Die beobachtete anxiolytische und antidepressive Wirkqualität sowie eine günstige Beeinflussung der endokrinen Stressantwort könnten die in der Klinik beobachtete Verbesserung schlafspezifischer Parameter nach Baldriangabe plausibel begründen.