Klin Monbl Augenheilkd 1993; 203(9): 223-228
DOI: 10.1055/s-2008-1045672
Miscellanea

© 1993 F. Enke Verlag Stuttgart

Georg Friedrich Händels Augenkrankheit

The Eye-Disease of Georg Friedrich HändelStefan Evers
  • Klinik und Poliklinik für Neurologie der WWU Münster
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Publication History

Manuskript erstmalig eingereicht am 12.2.93.

In der vorliegenden Form angcnommen am 13.5.93

Publication Date:
30 April 2008 (online)

Zusammenfassung

In seinem letzten Lebensabschnitt hat Georg Friedrich Händel an nicht endgültig zu klärenden Sehstörungen gelitten. Diese in seinen Biographien oft erwähnte Krankheit wird anhand der Quellen dargestellt und analysiert.

Insgesamt läßt sich Händeis Augenkrankheit am ehesten als zentrale vaskuläre Störung mit einer Retinadegeneration oder mit ischämischen Veränderungen in den entsprechenden Kerngebieten bzw. Tractus auffassen, kompliziert durch eine banale senile oder eine posttraumatische Katarakt. Die Risikofaktoren sprechen wahrscheinlich für eine vaskuläre Makuladegeneration bzw. für einen Befall der chorioidealen Gefäße.

Händeis Augenkrankheit muß im Zusammenhang mit seinen sonstigen zerebralen Durchblutungsstörungen gesehen werden. Sowohl seine wahrscheinlichen Schlaganfälle als auch seine Sehverschlechterung haben die Bedeutung von Lebensereignissen, was an seinem kompositorischen Werk nachvollzogen werden kann. Beide Krankheitsbilder haben jedoch keinen existentiellen Einfluß auf seine Kreativität gehabt. Bei wenigen Musikbeispielen kann ein Bezug zur Blindheit hergestellt werden. Abgesehen von Veränderungen in seiner Konzertpraxis der letzten Lebensjahre hat Händeis Augenkrankheit jedoch keinen direkten Niederschlag im kompositorischen Schaffen gefunden.

Summary

In his last years Georg Friedrich Händel suffered from a loss of sight not definitely to be defined. Based on primary sources, this disease, often mentioned in his biographies, is described and analysed.

Altogether, Handel's eye-disease can be best interpreted as a central vascular disorder with degeneration of retina or with ischemic changes in the corresponding nuclei or tractus. complicated by a simple senile or post-traumatic cataract. Handel's profile of rise factors points most probably to a vascular degeneration of macula or a damage of chorioideal vessels.

Handel's eye-disease must be seen in relation to his ccre-bro-vascular disorder. His most probable strokes as well as his loss of sight were of vital importance in his biography, as is reflected even by his compositions. However, both disorders did not fundamentally influence his creativity. Only in a few compositions a reference to the loss of sight can be found. Apart from changes in concert-practising during his last years Handel's eye-disease, however, had no direct effect on his musical work.

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