Der Klinikarzt 2008; 37(1): 44
DOI: 10.1055/s-2008-1044412
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Pilze "erobern" die Intensivstation - Hochwirksame Antimykose bei invasiven Candidainfektionen

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Publication Date:
18 February 2008 (online)

 

"Hit hard and hit early", so brachte Prof. Dr. Eckard Müller, Bochum, die Therapie invasiver Candidainfektionen auf den Punkt. Schon bei dem klinischen Verdacht auf eine invasive Candidainfektion ist eine antimykotische Therapie angezeigt. "Dabei geht es um Stunden, nicht um Tage", betonte Dr. Rainer Höhl, "wir dürfen keine Zeit verlieren!".

Müller unterstrich dies mit einem eindrucksvollen Beispiel: Denn überlebten 81% der Patienten mit einer Candidose und septischem Schock, wenn die antimykotische Therapie innerhalb von zwei Stunden eingeleitet wurde, waren nur noch 42% der Patienten am Leben, wenn sie in einem Zeitraum von zwei bis zwölf Stunden nach Auftreten der Symptome behandelt wurden. Verzögerte sich die Therapie noch weiter, betrug die Mortalitätsrate 93,5% [2]. Insgesamt überlebten in dieser Studie nur 17% der Patienten, so Müller, da nur wenige wirklich früh antimykotisch behandelt worden waren.

Anscheinend haben Intensivmediziner also Pilzinfektionen noch nicht genug im Blick, obwohl der Anteil der letal verlaufenden nosokomialen Infektionen auf Intensivstationen, die durch fakultativ pathogene Pilze hervorgerufen werden, seit einiger Zeit erheblich zunimmt, berichtete Müller - und dies bei einem steigenden Risikoprofil der Patienten (Vielfachkolonisation, Diabetes mellitus, solide Tumoren, Viszeralchirurgie, zentraler Venenkatheter seit mehr als drei Tagen, Antibiotikavorbehandlung, invasive Beatmung), was auch ein Grund für die noch immer steigenden Mortalitätsraten sein könnte. Candidämien stehen inzwischen an vierter Stelle der nosokomialen Infektionen und gehen bei einer inadäquaten Behandlung mit einer Letalität von über 50% einher.

Literatur

  • 01 Kullberg BJ . et al . Lancet. 2005;  366 (9495) 1435-1442
  • 02 Kumar A . et al . ICAAC. 2008;  Abstract K-2174
  • 03 Mora-Duarte J . et al . N Engl J Med. 2002;  347 (25) 2020-2029
  • 04 Reboli AC . et al . N Engl J Med. 2008;  356 (24) 2472-2482