Z Orthop Unfall 2008; 146(4): 437-438
DOI: 10.1055/s-2008-1038876
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ein historischer Tag – Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie gegründet

An Historic Day – Foundation of the German Society for Orthopedics and Accident SurgeryF. U. Niethard, K. Weise
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
27. August 2008 (online)

F. U. Niethard

K. Weise

Die Zeitschrift für Orthopädie und Unfallchirurgie hatte es schon vorweggenommen: Die Vereinigung der beiden Bereiche Orthopädie und Unfallchirurgie ist nun auch auf gesellschaftlicher Ebene Realität. Am 8. 7. 2008 wurde in Berlin im Langenbeck-Virchow-Haus die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) gegründet. 26 Vertreter aus den geschäftsführenden Vorständen von DGOOC und DGU und solche, die besonders an den Strukturdiskussionen beteiligt waren, trafen sich, um die Gesellschaft aus der Taufe zu heben.

Über ein Jahrzehnt haben Zukunftskommission, Struktur- und Satzungskommission zunächst an der Weiterbildungsordnung, dann an Möglichkeiten der Zusammenführung von Orthopädie und Unfallchirurgie und schließlich an deren Verwirklichung gearbeitet. Die Geschwindigkeit der Abläufe nahm stetig und fast exponenziell zu, weil das angestrebte Ziel als Erfolgsmodell erkannt wurde:

Bester Beleg ist die Zusammenführung beider Kongresse: Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie und der Berufsverband der Fachärzte für Orthopädie auf der einen sowie die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie auf der anderen Seite haben zusammen ca. 5000 bis 5500 Teilnehmer bei ihren Kongressen mobilisieren können. Jetzt sind es mehr als 7500. Damit ist dieser Kongress der größte seiner Art in Europa geworden und übertrifft auch den europäischen Kongress der EFORT. Durch die Zusammenführung sind Orthopädie und Unfallchirurgie und damit auch DGOOC und DGU die größte Fachgruppe innerhalb der chirurgischen Fächer: Ärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie stehen mit über 12 000 berufstätigen Ärzten noch vor den Allgemeinchirurgen mit ca. 11 000. Dies wirkt sich bereits jetzt auf die Versorgungsstrukturen für Orthopädie und Unfallchirurgie aus: Es wird erkannt, dass mit dem Arzt für Orthopädie und Unfallchirurgie der Fachmann für die Behandlung von muskuloskeletalen Erkrankungen und Verletzungen und der Unfallspezialist geschaffen worden ist, welcher u. a. für die Versorgung mehrfachverletzter und polytraumatisierter Patienten zuständig ist. Unfälle, die bisher noch vorwiegend in allgemeinchirurgischen Bereichen versorgt wurden, werden zunehmend in orthopädisch-unfallchirurgische Abteilungen und Kliniken umgelenkt. Das Traumanetzwerk für die Versorgung Schwerverletzter unterstützt diesen Prozess. Dies gilt auch für zahlreiche elektiv orthopädisch-chirurgische Eingriffe (z. B. Endoprothetik) und auch die konservative Therapie, die bisher in nicht fachspezifischen Kliniken durchgeführt wurde. Der Prozess wird noch einmal beschleunigt, wenn die Novellierung der neuen Weiterbildungsordnung greift. In dieser wird es den umfassend (auch im orthopädisch-unfallchirurgischen Fach) weitergebildeten Allgemeinchirurgen nicht mehr geben. Als Folge werden die Klinikträger eine Tandemstruktur für die Allgemein- und Viszeralchirurgie einerseits und die Orthopädie und Unfallchirurgie andererseits vorhalten müssen. Ein Gewinn für den orthopädisch-unfallchirurgischen Mittelbau, denn dies bedeutet zahlreiche zusätzliche leitende Positionen in unserem neu geschaffenen Fach. Eine Entwicklung, die nur aus der Zusammenführung von DGOOC und DGU möglich wurde. Ein Gewinn auch für das Fach als Ganzes, denn die neu geschaffene Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie wird an dem Prinzip „Kompetenz aus einer Hand“ festhalten. Die Versorgungskette, die sich innerhalb der Fächer Orthopädie und Unfallchirurgie sowie im berufsgenossenschaftlichen Heilverfahren bewährt hat, muss weiterhin Bestand haben. Die Verlagerung von Kompetenz wird daher auch Belegärzten und niedergelassenen Ärzten für Orthopädie und Unfallchirurgie nutzen. Diese Kompetenz kommt auch in der Zeitschrift für Orthopädie und Unfallchirurgie zum Ausdruck. Bereits nach wenigen Monaten wird deutlich, dass der Bedarf für umfassende Wissensvermittlung im neuen Fach zunimmt und die Autoren die Chance nutzen, ihre Erkenntnisse einem großen Leserkreis zu vermitteln.

Der Prozess der Zusammenführung ist allerdings bei Weitem noch nicht abgeschlossen. Die DGOU ist zunächst ein Vereinsverband, der aus den Gründungsmitgliedern, vorwiegend aus den geschäftsführenden Vorständen von DGOOC und DGU, besteht und der die Interessen der Trägervereine vertritt. Mit der Gründung der DGOU stehen aber auch Satzungsänderungen bei DGOOC und DGU an, um deren Mitglieder in die neu geschaffene DGOU zu integrieren. Die Mitglieder beider Gesellschaften werden damit zum Souverän der neuen Gesellschaft. Bei der Mitgliederversammlung im Herbst 2009 werden erstmals fakultative 6200 Mitglieder der DGOU über die zukünftigen Strukturen dieser Gesellschaft entscheiden – getragen vom Bewusstsein: „Es wächst zusammen, was zusammen gehört …“

Prof. Dr. med. Fritz U. Niethard

Orthopädische Klinik
Universitätsklinik der RWTH Aachen

Pauwelsstraße 30

52074 Aachen

Telefon: 02 41/8 08-94 10

Fax: 02 41/8 08-24 53

eMail: funiethard@orthopaedie-aachen.de

Prof. Dr. med. Kuno Weise

BG-Unfallklinik

Schnarrenbergstraße 95

72076 Tübingen

Telefon: 0 70 71/6 06-10 01

Fax: 0 70 71/6 06-10 02

eMail: weise@bgu-tuebingen.de

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