Pneumologie 2008; 62(4): 200-203
DOI: 10.1055/s-2008-1038101
Historisches Kaleidoskop
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Rembrandt und die Tuberkulose

Rembrandt and TuberculosisT.  Ulrichs1
  • 1Koch-Metschnikow-Forum, Berlin
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Publication History

Publication Date:
13 March 2008 (online)

Vorbemerkung

Elisabeth von Thüringen

Anton Chechov

Emily Bronté

Fréderic Chopin

John Keats

David H. Lawrence

Vivien Leigh

George Orwell

Niccolò Paganini

Edgar Allan Poe

Jean Baptiste Poquelin (Molière)

Jean J. Rousseau

Friedrich Schiller

Sir Walter Scott

Percy B. Shelley

Robert L. Stevenson

Die Liste ist nicht vollständig [1].

Es gibt viele berühmte Opfer der Tuberkulose. Von vielen wissen wir, weil sie berühmte Künstler oder Wissenschaftler waren. Sofort drängen sich drei Fragen auf:

Was hätten diese Menschen noch schaffen und leisten können, wenn die Tuberkulose ihr Leben nicht vorzeitig beendet hätte? Von wie vielen Menschen, die auch an Tuberkulose starben, wissen wir nichts, obwohl auch sie das Potenzial für große Leistungen gehabt hätten, für uns aber namenlos geblieben und ihre möglichen Leistungen für die Menschheit verloren sind? Welchen Einfluss hatte die Gegenwart der schrecklichen Seuche Tuberkulose während unterschiedlicher Kunstepochen im positiven wie im negativen Sinn auf das Kunstschaffen?

Die erste Frage reizt zu Spekulationen, muss aber zwangsläufig unbeantwortet bleiben. Zur Beantwortung der zweiten Frage könnte man viele Statistiken bemühen, die das historische Ausmaß der Seuche Tuberkulose veranschaulichen. Schon seit dem Altertum wird die Tuberkulose als ständiger Begleiter der Menschheit identifiziert und erlebt, ihre Präsenz war über alle Epochen hinweg allgegenwärtig [2]. Im Deutschland Rudolf Virchows wies fast jeder obduzierte Leichnam einen Tuberkuloseherd auf, der oft genug die Todesursache war, aber auch eine latente Infektion anzeigte. Die Tuberkulose war in Deutschland bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg ein großes Problem. Seit dieser Zeit sinken die Zahlen kontinuierlich. Global gesehen ist aber auch heute noch, im 21. Jahrhundert, die Tuberkulose diejenige bakterielle Infektionskrankheit mit den meisten Todesfällen. Sie gehört zusammen mit Malaria und HIV/AIDS zu den drei großen Killern der Menschheit. Die WHO schätzt, dass jedes Jahr ca. 1,6 Millionen Menschen an Tuberkulose versterben und ca. 8 Millionen neu an Tuberkulose erkranken [3]. Wie viel Potenzial zu großen Leistungen, wie viele Lebensjahre durch die immer noch wütende Tuberkulose verlorengehen, kann nicht ermessen werden.

Die dritte Frage nach dem Einfluss der allgegenwärtigen Tuberkulose auf die Kunst und Kultur kann beantwortet werden, wenn wir nach typischen Darstellungen von Symptomen der Tuberkulose in der bildenden Kunst oder in der Literatur und Musik fahnden, die Künstlerbiographien durchforsten und zusammenfassend die einzelnen Kunstepochen auf ihr Verhältnis zum weißen Tod hin überprüfen.

Fest steht, dass in der Gegenwartskunst die Tuberkulose keine nennenswerte Rolle mehr spielt. Ihre Bedeutung in der Kunst hat mit der Erkenntnis ihrer Ursachen und der Möglichkeit einer guten Diagnostik seit der goldenen Ära der Mikrobiologie im 19. Jahrhundert sowie mit der Möglichkeit einer medikamentösen Behandlung im 20. Jahrhundert abgenommen und ist heute gänzlich verschwunden.

Umso mehr lohnt es sich, den Blick zurückzuwenden und zu fragen, welchen Einfluss sie auf Meisterwerke und weniger bekannte Werke hatte. Im Folgenden sei dies schlaglichtartig anhand einiger Beispiele der bildenden Kunst aus verschiedenen Epochen getan.

Literatur

  • 1 Rom W N, Garay S M. “Tuberculosis”. 2nd edition. Lippincott: Williams & Wilkins 2004
  • 2 Winkle S. Kulturgeschichte der Seuchen. Düsseldorf, Zürich: Artemis und Winkler Verlag 1997
  • 3 WHO .Tuberculosis Report 2007. Global tuberculosis control - surveillance, planning, financing - WHO report on tuberculosis 2007. http://www.who.int/tb/publications/global_report/2007/pdf/full.pdf 2007
  • 4 Zink A R, Grabner W, Reischl U. et al . Molecular study on human tuberculosis in three geographically distinct and time delineated populations from ancient Egypt.  Epidemiol Infect. 2003;  130 239-249
  • 5 Masquelet A C. The anatomy lesson of Dr. Tulp.  J Hand Surg. 2005;  30 379-381
  • 6 Hayakawa S, Masuda H, Nemoto N. Rembrandt's Bathsheba, possible lactation mastitis following unsuccessful pregnancy.  Med Hypotheses. 2006;  66 1240-1242
  • 7 Marcus E L, Clarfield A M. Rembrandt's late self-portraits: psychological and medical aspects.  Int J Aging Hum Dev.. 2002;  55 25-49
  • 8 Wetering E van der. Rembrandt - eine Biographie. In: Rembrandt, Genie auf der Suche. Köln: DuMont Verlag 2006

Dr. Timo Ulrichs

Sektion Tuberkulose, Koch-Metschnikow-Forum

Luisenstr. 59

10117 Berlin

Email: timo.ulrichs@bmg.bund.de

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