Geburtshilfe Frauenheilkd 1982; 42(11): 803-809
DOI: 10.1055/s-2008-1037163
Geburtshilfe

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Häufigkeit und Ursachen der fetalen und neonatalen Makrosomie

Frequency and Causes of Foetal and Neonatal MacrosomyF. Wolff, K. Jung, A. Bolte
  • Universitäts-Frauenklinik Köln (Direktoren: Prof. Dr. R. Kaiser, Prof. Dr. A. Bolte)
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
19. März 2008 (online)

Zusammenfassung

Innerhalb der Geburtsjahrgänge der UFK Köln von 1974 bis 1978 mit 7486 Geborenen, wiesen 536 Neugeborene ein Geburtsgewicht von > 4000 g auf. Von 523 Geburten wurden retrospektiv die geburtshilflich relevanten Daten einer Auswertung unterzogen. Die Ergebnisse stellten wir einem nach dem Matched-pairs-Prinzip ausgewählten Vergleichskollektiv von 511 Neugeborenen mit einem normalen Gewicht (2500 g bis 3999 g) gegenüber. Die Häufigkeit makrosomer Neugeborener betrug im Beobachtungszeitraum 7,2% der Gesamtgeburten.

Beim Vergleich des mütterlichen Durchschnittsalters ergab sich ein Anstieg von 27,4 Jahren (Mütter des Vergleichskollektivs) auf 29,4 Jahre bei Müttern 4000-4499 g schwerer Neugeborener und auf 30,3 Jahre bei Müttern 4500 g und mehr wiegender Kinder. Der Anteil der über 40jährigen Schwangeren betrug bei den makrosomen Kindern 4,6% gegenüber 2% im Ver gleichskollektiv.

Die Parität zeigt eine Abnahme der Erst- und Zunahme der Multiparität bei Müttern makrosomer Kinder. Die Rate der Erstgebärenden betrug im Kollektiv normalgewichtiger Kinder 49,3% gegenüber 33,3% bei mäßig überschweren (4000 g-4499 g) bzw. 23,4% bei den überschweren Kindern (≥ 4500 g).

Auffallend war weiterhin der hohe Anteil adipöser Müt ter bei neonataler Makrosomie. Das Durchschnittsge wicht der Frauen am Tragzeitende betrug im Vergleichs kollektiv 71,4 kg und stieg bei den Müttern makrosomer Neugeborener auf 78,6 bzw. 86,6 kg an.

Bei 453 Wöchnerinnen, die ein makrosomes Kind geboren hatten, war in den ersten 72 Stunden nach der Geburt ein oraler Glukosetoleranztest (oGTT) erfolgt. Dieser fiel bei den Müttern mäßig überschwerer Kinder in 25,8%, bei denen deutlich überschwerer Neugeborener in 29,7% pathologisch aus und bestätigte somit den Zusammenhang zwischen diabetogener Stoffwechselbelastung und Makrosomie.

Eine Auswertung des Geburtsverlaufes ergab insbesondere für die Neugeborenen mit einem Gewicht von ≥4500 g ein deutlich erhöhtes Asphyxierisiko mit Einschränkung des Vitalitätsindex und Zunahme internistisch-neurologischer Auffälligkeiten. Unser Ziel muß es daher sein, besser als bisher durch die fetale Biometrie die Makrosomie zu erkennen, um den beschriebenen Risiken durch eine prospektive Leitung von Schwangerschaft und Geburt entgegenzuwirken.

Abstract

Amongst the 7486 babies born at the Department of Gynecology and Obstetrics in Cologne from 1974 to 1978, 536 neonates displayed a birthweight of more than 4000 g. The obstetrically relevant data from 523 deliveries were evaluated retrospectively. We compared and contrasted the results with a reference group of 511 neonates with a normal weight (2500-3999 g) according to the matched pair principle. The incidence of ma- crosomic neonates amounted to 7.2% of total deliveries in the observation period.

On comparing the average age of the mothers, we found a rise from 27.4 years (mothers of the reference group) to 29.4 years in mothers of babies weighing 4000-4499 g and 30.3 years in mothers with babies weighing 4500 g and more. The proportion of the pregnant mothers over 40 years old was 4.6% as compared to 2% in the reference group in macrosomic babies.

The parities show a decrease of the Primiparae and an increase of the multiparae amongst mothers of macrosomic babies. The rate of Primiparae was 49.3% in the group of babies of normal weight as compared to 33.3% in moderately overweight (4000-4499 g) and 23.4% in the highly overweight babies (4500 g and over).

The large proportion of adipose mothers in neonatal macrosomy was also striking. The average weight of the women at the end of pregnancy was 71.4 kg in the reference group and rose to 78.6 or 86.8 kg, respectively, in the mothers of macrosomic neonates.

In 453 puerperal mothers who had delivered a ma crosomic baby, an oral glucose tolerance test (oGTT) was performed in the first 72 hours after delivery. This was pathological in 25.8% of mothers of moderately overweight children, and was pathological in 29.7% of mothers of distinctly overweight babies. This thus confirmed the correlation between diabetogenic metabolic stress and macrosomy.

Evaluation of the course of birth revealed a distinctly raised risk of asphyxia with restriction of the vitality index and increase of abnormal internal and neurological features especially for the neonates with a weight of 4500 g and more. Our goal must therefore be to diagnose macrosomy better than so far by foetal biometry in order to counteract the risks described by prospective control of pregnancy and delivery.