Klin Monbl Augenheilkd 1994; 204(1): 44-47
DOI: 10.1055/s-2008-1035501
Miscellanea

© 1994 F. Enke Verlag Stuttgart

Zur Ophthalmologie in Leipzig und Dresden vor 100 Jahren

About Ophthalmology at Leipzig and Dresden 100 years agoVolker Klimpel
  • Dresden
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Publikationsverlauf

Manuskript erstmalig eingereicht am 3.9.93

in der vorliegenden Form angenommen am 6.10.93

Publikationsdatum:
30. April 2008 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund Auf dem Boden einer reichen ophthalmologischen Tradition in Sachsen - erwähnt seien hier nur Georg Bartisch (1536-1606) und sein „Augendienst” sowie der Leipziger Ordinarius Justus Gottfried Güntz (1714 bis 1754), der sich u.a. mit dem Staphylom beschäftigte und den berühmt-berüchtigten Okulisten John Taylor (1703-1772) kritisierte - wird die Situation um 1894 in Dresden und Leipzig skizziert. Im Zuge einer sich äußerst dynamisch vollziehenden Entwicklung hatte sich die Augenheilkunde bereits seit der „Verwissenschaftlichung” der Chirurgie im 18. Jahrhundert mehr und mehr von der Chirurgie zu lösen vermocht, und das erst recht seit Einführung von Anästhesie und Asepsis. Mindestens ebenso wie von der Chirurgie partizipierte die Augenheilkunde von der Physiologie (Purkinje, Helmholtz), der Geburtshilfe (Crede) und anderen Fächern (Neurologie, Pharmakologie). Die Verselbständigung des Fachgebietes war vor 100 Jahren auch in den beiden Sachsen-Metropolen in vollem Gange.

Material und Methoden Die Untersuchung stützt sich vor allem auf das als medizinhistorische Quelle nicht zu unterschätzende „Staatshandbuch für das Königreich Sachsen” und auf die ebenso aussagekräftigen Adreßbücher von Dresden und Leipzig. In diesem Material findet man für beide Städte die genaue Zahl der Augenärzte und die Stätten ihrer Wirksamkeit, so dass man, unter Zuhilfenahme von biographischen Lexika und einschlägiger Sekundärliteratur, zu einem Überblick über den Stand der Ophthalmologie in diesem Bereich gelangt.

Ergebnisse Die Ophthalmologie in Sachsen vor 100 Jahren, speziell die der Universitätsstadt Leipzig und der Residenzstadt Dresden, dient als Spiegelbild der Entwicklung dieses medizinischen Spezialgebietes in Deutschland. Sowohl im Hochschulbereich als auch in den kommunalen, konfessionellen und privaten Einrichtungen besaß die Augenheilkunde, nicht zuletzt aufgrund ihrer technisch und personell günstigen Praktikabilität, einen hohen Verbreitungsgrad und eine annehmbar hohe Akzeptanz.

Schlußfolgerungen Das fokusartige Bild, das von zwei Großstädten in Mitteldeutschland in Bezug auf die Ophthalmologie vor 100 Jahren gezeichnet wird, erlaubt das Resume, dass die Augenheilkunde als medizinische Spezialität mit allen ihren zu jener Zeit bestehenden operativen und konservativen Behandlungsmöglichkeiten einschließlich sozialfürsorgerische Aspekte in dieser Region Fuß gefaßt hatte, ja dass sogar sowohl im Hinblick auf den Leipziger Lehrstuhl als auch auf die Vielzahl der anderen namhaften Fachvertreter hier em gewisses Zentrum der Ophthalmologie bestanden zu haben scheint.

Summary

Background Based on a rich ophthalmologic tradition in Saxony - for example Georg Bartisch (1536-1606) and his “ophthalmoduleia” furthermore the anatomist and surgeon of the university of Leipzig Justus Gottfried Guenz (1714-1754), working about the staphyloma and criticizing the notorious oculist John Taylor (1703-1772) - the situation at Dresden and Leipzig is described. The development was dynamical, scientifical and in the end independent of surgical speciality. Physiology (Purkinje. Helmholtz), obstetric (Credé) and other medical specialities had a great influence on the ophthalmology too.

Material and methods The investigation predominantly is determined by the “Staatshandbuch für das Königreich Sachsen” and by the also important address-books of Dresden and Leipzig. In this material are to find the number of ophthalmologists, of clinics and practices as well as the kinds of work.

Results The ophthalmology in Saxony 100 years ago, especially in the university of Leipzig and in the capital of this country, Dresden, may be mirror of the development in whole Germany. As well in the academic field as in the ophthalmology the specialty was very spreaded and accepted.

Conclusions In the focus of the ophthalmological picture the extent and the level or the quality of this medical speciality stands. We can say, that the oculists at that time are versed in concerning the operative and conservative therapy. The social welfare played a part in the supply of the blind and in the prescription of glasses. With reference to the chairs and many personalities Saxony was a centre of ophthalmology in Germany.

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