Als Arzneipflanze war die Erdbeere in den vergangenen Jahrhunderten zwar bekannt, wurde aber vermutlich wenig verwendet. Heute sind die Blätter reine Fülldroge, die Wurzel ist obsolet und die Früchte spielen bestenfalls in der Lebensmittelteeherstellung als Geschmackskorrigens eine Rolle. Dafür sind andere Belege umso auffälliger; die Erdbeere erscheint nicht so sehr wegen ihrer medizinischen Verwendung, sondern wegen ihrer typischen Erscheinung in Volksglauben und Kunst regelmäßig. Vor allem die Zueignung zu Maria ist offensichtlich, wenngleich sie auch als himmlische Speise der Seligen und Dämonen abwehrendes Mittel mit erotischer Konnotation angesehen wurde. Die Erdbeere ist ein schönes Exempel dafür, dass eine Pflanze nicht nur Objekt von Botanik, Medizin und Pharmazie, sondern auch der Kulturgeschichte sein kann.
1 Aigremont. Volkserotik und Pflanzenwelt. 2 Bände, 2. Aufl., Halle/Saale 1907 und 1910, Neudruck, hrsg. von Christian Rätsch, Reihe Ethnomedizin und Bewußtseinsforschung. Historische Materialien. Berlin 1997 2: 18
7 Cordus V. Dispensatorivm pharmacorvm omnium, quae in usu potissimum sunt. Nürnberg 1598 Neudruck, Grünwald b. München o. J. (= Die historischen Taschenbücher, 8) 169 283
11 Fuchs L. Das Kräuterbuch von 1543. New Kreüterbuch, kolorierte Gesamtausgabe, Neudruck, bearb. von Dobat K und Dressendörfer W. Taschen: Köln, London, u.a. 2001 Kap. 329.
12 Realenzyklopädie der gesamten Pharmazie. Handwörterbuch für Apotheker, Ärzte und Medizinalbeamte. Begründet von Geissler E und Moeller J, hrsg. von Moeller J und Thoms T, 2. Aufl. 12 Bände, Berlin und Wien 1904–1912 hier: Band 5: 421
16 Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Aufl., hrsg. von List PH, Hörhammer L, Roth HJ und Schmid W. Springer: Berlin, Heidelberg, New York 1967–1980 Band 4 (1973): 1046-1048
17 Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis. Hrsg. von Frerichs G, Arends C und Zörnig H, 2. berichtigter Neudruck [= Aufl.] der Ausgabe Berlin, Göttingen, Heidelberg 1925 Neudruck, ebenda 1949 Band 1: 1316 f
20 Hinz B. Baldung und Dürer: Nackte Figuren und ihre Bildgelegenheiten. In: Hexenlust und Sündenfall. Die seltsamen Phantasien des Hans Baldung Grien. Witches’ Lust and the Fall of Man. The strange fantasies of Hans Baldung Grien. [Katalog zur gleichnamigen Ausstellung, Städel Museum Frankfurt/Main, 24.2. –13.5.2007], bearb. von Brinkmann B. Petersberg und Frankfurt/Main 2007: 203-233
21 Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, hrsg. von Bächtold-Stäubli H. Berlin, Leipzig 1927–1942 Neudruck mit einem Vorwort von Daxelmüller C. Berlin, New York 1987 hier: Band 2 (1927): 892-895
23 Kreuterbúch / Künstliche Conterfeytunge der Baeume / Stauden / Hecken / Kraeuter / Getreyd / Gewuer= tze / rc. […] durch PETRUM UFFENBACHIUM, Med. D. und Ordinarium Physicum in Franckfurt / auf das allerfleissigste uebersehen / Corrigirt und verbessert […], Frankfurt/M. 1679 Neudruck Grünwald 1962: 446 f
24
Madaus G.
Lehrbuch der biologischen Heilmittel.
Thieme: Leipzig.
1938;
Neudruck in elf Bänden
Ravensburg.
1987–1990;
Band 10 [entspricht Band 3]
2363
2423
25 Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen, bearbeitet von Marzell H. Band 1, 2 und Registerband: Leipzig (1937–)1943–1972 Band 3 und 4: Stuttgart 1977–1979 hier: Band 2 (1972) 1254-1263 speziell: 1255-1259
26 Mildenberger J. Anton Trutmanns »Arzneibuch«. Teil II: Wörterbuch, I–V (= Würzburger medizinhistorische Forschungen, 56, I–V), Würzburg 1997
30 »Adam und Eva«, in: Lexikon der christlichen Ikonographie, hrsg. von Kirschbaum ESJ [federführend bis Band 4 (1972)], Brandmann G, Braunfels W, Kollwitz J, Mrazek W, Schmid A und Schnell H, ab Band 5 (1973) hrsg. von Braunfels W, Rom, Freiburg, Basel, Wien 1968–1976 Neudruck, Freiburg 1990 Band 1 (1968) 41-70 [Schade HSJ] 47
31 Schiedermair W. Pflanzenmalereien in drei unterfränkischen Kirchen. Ikonographie, Kunstgeschichte und aktuelle Bedeutung in Bezug auf die Entwicklung von Medizin und Pharmazie. [Diss.] Universität Würzburg 2003: 225 f
33 Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, begründet von Thieme U und Becker F. Leipzig 1907–1950 Neudruck Leipzig 1999 unter dem Titel: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des 20. Jahrhunderts Band 23 (1929): 306-308
34 Wolffhardt E. Beiträge zur Pflanzensymbolik. Über die Pflanzen des Frankfurter »Paradiesgärtleins«. Zeitschrift für Kunstwissenschaft 8 (1954) Heft 3/4: 177-196
1http://www2.aponet.at/default.pxml?kap=2452&mod=ed&lang=de [20. 9. 2007]; der bekannteste Fall einer Erdbeerallergie war wohl der englische König Richard III (1452–1485), der den Überbringer der Früchte wegen versuchten Giftmordes hinrichten ließ.
2 zur Bestimmung der meisten Pflanzen sei neben ([34]) die Altmeisterin der kunsthistorischen Botanik zitiert: ([3]), S. 20–43, hier: S. 20 und Tafel IX; ergänzend dazu: ([31]).
4 s. dazu ([20]) mit einem Vergleich der Zeitgenossen Cranachs, Albrecht Dürer und Hans Baldung gen. Grien.
5 ohne spezielle florale Elemente: Lucas Cranach d. Ä., Der Jungbrunnen, 1546, Gemäldegalerie, Berlin-Tiergarten; als erdbeerreiches Beispiel, allerdings ohne die typische Badeszene: Hans Holbein d. Ä., Der Lebensbrunnen, 1519, Museu Nacional de Arte Antigo, Lissabon.
6 zur vielfältigen Rolle des Geruchs siehe etwa ([9]).