Klin Padiatr 1987; 199(2): 90-94
DOI: 10.1055/s-2008-1026769
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Psychosoziale Aspekte bei der Behandlung der Phenylketonurie

Psychosocial Aspects in the Treatment of PhenylketonuriaS.  Schweitzer , G.  Wolff , J.  Brodehl
  • Medizinische Hochschule Hannover, Zentrum Kinderheilkunde und Humangenetik
    Kinderheilkunde II und Pädiatrische Nieren- und Stoffwechselerkrankungen
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Publication Date:
13 March 2008 (online)

Abstract

The psychosocial aspects of phenylketonuria (PKU) were investigated retrospectively in the families of 25 children and adolescents with classical PKU. With the help of a semistructured questionnaire the parents were asked in interviews what impact the birth, the diagnosis of PKU in their child and the treatment itself had on them.

19 of the children had been detected by newborn screening and given early treatment. With one exception they all showed adequate intellectual development. Six other children were diagnosed late and only three of them had been given dietary treatment with some degree of success.

Many of the parents reacted with shock and disbelief after being informed that their child was abnormal. In many ways the parents expressed retrospectively the wish that they had been better informed about their child's disease and had more intensive support from the medical professionals. They believed that with these prerequisites they would have been more competent in the case of their children.

The data demonstrate the necessity of psychological care for the entire family of the chronically sick child.

Zusammenfassung

Im Rahmen einer retrospektiven Untersuchung wurden bei 25 phenylketonurischen Kindern und Jugendlichen aus 23 Familien die psychosozialen Aspekte der Erkrankung und ihrer Auswirkung auf die Familie untersucht. Insbesondere wurde durch mehrstündige, semistrukturierte Interviews anhand eines Fragebogens von den Eltern erfragt, wie sie die Geburt des Kindes, die Mitteilung der Diagnose, die krankheitsbezogenen Informationen sowie die Behandlung erlebten.

Es handelte sich dabei um 19 durch das Neugeborenen- Screening früherkannte und frühbehandelte Kinder, deren geistige Entwicklung im weiteren Verlauf bis auf eine Ausnahme altersentsprechend war. Ferner wurden sechs, durch ihre geistige Retardierung im höheren Lebensalter diagnostizierte Kinder untersucht, von denen aber nur drei noch einer phenylalaninarmen Diät zugeführt worden waren. Diese drei Kinder zeigten darunter deutliche Entwicklungsschritte.

Viele Eltern fühlten sich bei der Diagnosestellung tief betroffen, ein krankes Kind zu haben und waren in bezug auf ihren Umgang mit dem Kind anfangs sehr verunsichert. Sie äußerten in vielfältiger Weise retrospektiv den Wunsch, daß sie gern durch wiederholte und ausführlichere Information und psychologische Unterstützung seitens der Behandler zu kompetenteren Betreuern ihrer Kinder geworden wären.

Die erhobenen Daten verdeutlichen, daß auch die psychischen Auswirkungen dieser chronischen Krankheit eines Kindes auf die betroffenen Familien noch mehr zur routinemäßigen Betreuung gehören müßten.