Fortschr Neurol Psychiatr 1992; 60(9): 349-355
DOI: 10.1055/s-2007-999154
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Gefährdung und Gefährlichkeit der Psychiatrie

Endangerment and Dangerousness of PsychiatryK.  Heinrich
  • Rheinische Landesklinik - Psychiatrische Klinik der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
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Publication Date:
10 January 2008 (online)

Abstract

Psychiatry is more influenced by the "Zeitgeist" than other medical disciplines. One important reason is the lack of biological data despite large efforts. In this situation ideological factors may become more relevant than they deserve. Temptations of a "pure" doctrine are dangerous. New developments (methadone substitution, active euthanasia) add to the possible dangerousness of psychiatry. Psychiatrists will have to be careful to avoid this dangerousness and the endangering of their discipline.

Zusammenfassung

Die Psychiatrie hat seit den 70er Jahren erhebliche Fortschritte durch Humanisierung, Liberalisierung und Aufbau der Gemeindepsychiatrie gemacht. Die Psychopharmakotherapie hat diese Verbesserungen mitermöglicht. Der Psychiater muß sein Fach aber auch jetzt noch als gefährdet und gefährlich ansehen. Die naturwissenschaftliche Basis der Psychiatrie ist noch immer schmal, Zeitgeistabhängigkeiten können eine humane und rationale Psychiatrie beeinträchtigen. Versuchungen der ,,reinen Lehre" müssen auch in Zukunft vermieden werden. Theorien mit ganzheitlichem Anspruch und Ideologien haben sich in der Vergangenheit als schädlich erwiesen. Zu besonderer Vorsicht mahnt die Psychiater die Aufgabe seiner Disziplin, beim Freiheitsentzug aktiv mitzuwirken. die Probleme der Anwendung von Ersatzdrogen bei Opiatsüchtigen können nicht als gelöst angesehen werden. Sorgen bereiten auch Tendenzen in der öffentlichen Diskussion, die Tötung schwerkranker oder alter Menschen durch den Arzt zuzulassen, wenn der Sterbewillige dies wünscht. Die Legalisierung einer derartigen ,,Euthanasie" ist abzulehnen.

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