Die Bewertung psychiatrischer Behandlungen durch die Patienten - eine Studie zu ihrer Erfassungsmethodik und zeitlichen Stabilität

Abstract

The principal results and methodological problems of the Anglo-American research on patient's satisfaction with psychiatric treatment are summarised. This study aimed at investigating whether simple quantitative and qualitative methods to assess the patient's view of treatment yield similar results, and to which extent that view changes over time. 53 patients in a community care system were questioned on their view of treatment twice with a period of 20 months between the two interviews. Visual analogue scales and open questions were used for assessment. On the average, the patients' views of treatment as a whole and of different aspects were positive. There was no significant correlation between the patients' views at the two points of time. Patients' view was related to psychopathological symptoms and changed along with changes of symptoms over time; patients with more severe symptoms expressed a more negative view and wished more changes of treatment. Consequences of the findings for assessment of psychiatric treatment via the patients' view are discussed.

Zusammenfassung

Ausgehend von den bisherigen Ergebnissen und methodischen Problemen der aus dem angloamerikanischen Raum stammenden ,,patient's satisfaction"-Forschung wird in der vorliegenden Studie untersucht, welche zeitliche Stabilität die Bewertungen psychiatrischer Behandlungen durch die Patienten aufweisen, und inwieweit die Ergebnisse einfacher quantitativer und qualitativer Erhebungsmethoden der Bewertung vergleichbar sind. 53 Patienten einer gemeindepsychiatrischen Modellinstitution wurden zweimal im Abstand von 20 Monaten mittels visueller Analogskalen und offener Fragen zu ihrer Bewertung der Behandlung befragt. Im Mittel äußerten sich die Patienten positiv sowohl über die Behandlung insgesamt als auch über Einzelaspekte. Die individuellen Bewertungen zu beiden Zeitpunkten korrelierten kaum und erwiesen sich somit als zeitlich instabil. Quantitative und qualitative Erfassungsmethoden der Bewertung erbrachten ähnliche Befunde. Die Behandlungsbewertung korrelierte deutlich mit der psychopathologischen Symptomatik und änderte sich mit dieser im zeitlichen Verlauf; Patienten mit ausgeprägteren Symptomen zeigten eine negativere Bewertung und äußerten häufiger Änderungswünsche bez. ihrer Behandlung. Die Bedeutung der Befunde für die Möglichkeit, Behandlungsangebote mittels der Bewertung durch die Patienten zu evaluieren, wird kurz diskutiert.