Fortschr Neurol Psychiatr 1993; 61(9): 313-318
DOI: 10.1055/s-2007-999100
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Lebensbedrohliche Situationen durch Bolusaspiration bei stationär behandelten psychisch Kranken - Klinik, Risikofaktoren, Prophylaxe, Therapie

Life - Threatening Situations Through Bolus Aspiration in Psychiatric Inpatients - Clinik, Risk Factors, Prevention, TreatmentM. F. Schmitt , W.  Hewer
  • Psychiatrische Klinik am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim
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Publication Date:
09 January 2008 (online)

Abstract

Five cases of life-threatening bolus aspiration are described. Four patients could be rescued; an 48 year old woman died of an reflectoric bolus death, also called "cafe coronary". A review of the literature and the special conditions of our examples allow to define different predisposing factors for bolus aspiration: severe psychiatric illness, abnormal eating behaviour, local or spread brain lesions, dysphagia, old age, multimorbidity and newly institutionalised persons. Possible risk exacerbations by psychotropic drugs are discussed. The special threat to psychiatric patients is shown. Prevention of these dangerous situations consists of an individual dysphagia risk screening and of following certain rules concerning eating and medication. All staff members in psychiatric hospitals should be trained in life-saving techniques in bolus incidents.

Zusammenfassung

In kasuistischer Form werden lebensbedrohliche Situationen durch Bolusaspiration, die sich bei fünf Patienten ereigneten, geschildert. In vier Fällen konnte ein letaler Ausgang durch sofort eingeleitete notfallmedizinische Maßnahmen verhindert werden. Eine 48jährige Patientin starb an einem reflektorischen Bolustod. Aufgrund unserer Beobachtungen und einer Literaturrecherche ergeben sich verschiedene Risikofaktoren für das Auftreten von akuten lebensbedrohlichen Zuständen durch eine Aspiration: schwere psychische Erkrankung mit auffälligem Eßverhalten, lokale oder diffuse hirnorganische Schädigung, organische Schluckstörung, hohes Alter und Multimorbidität sowie kurz zurückliegende Aufnahme. Der Einfluß unerwünschter Wirkungen von zentral wirksamen Medikamenten wird diskutiert. Verschiedene Aspirationsformen werden in ihrem klinischen Erscheinungsbild beschrieben. Die besonderen Gefahrdungsmomente, denen ein psychisch Kranker unterliegt, werden erörtert. Die Prophylaxe dieser Notfälle besteht darin, besondere Risiken im Einzelfall frühzeitig zu erkennen und spezielle Regeln in bezug auf Nahrungsaufhahme und Medikamentenverordnung zu beachten. Ärzte und Pflegepersonal psychiatrischer Kliniken sollten die geschilderten lebensrettenden Maßnahmen bei aspirationsbedingten Notfällen beherrschen.

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