Laryngorhinootologie 1995; 74(4): 254-258
DOI: 10.1055/s-2007-997733
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Zur praktischen Bedeutung der Messung hoher Formantpegel bei der phoniatrischen Stimmbeurteilung

On the Relevance of Measuring High Formants in Connection with Auditive Voice AssessmentW. Seidner1 , H. K. Schutte2 , T. Nawka1 , P. Eichhorst1
  • 1Abteilung Phoniatrie an der Universitäts-Hals-Nasen-Ohren-Klinik und Poliklinik der Medizinischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin
  • 2Laboratorium für Stimmforschung an der Universitäts-Hals-Nasen-Ohren-Klinik Groningen/Niederlande
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
29. Februar 2008 (online)

Zusammenfassung

Es ist seit langem erwiesen, dass Teiltonenergien im Bereich von 2 bis 5 kHz als stimmliches Qualitätsmerkmal gelten, da sie den Klang positiv beeinflussen und die Trag- und Durchdringungsfähigkeit der Stimme verbessern. Die Bezeichnung „Sängerformant” für diesen Teiltonbereich ist insofern zu einseitig, als sich nicht nur bei Sängern, sondern auch bei Nichtsängern und Sprechern dort Energieanteile finden, allerdings von geringerer Intensität. Man spricht deshalb besser unspezifisch von den hohen Formanten und nennt den gemessenen Pegel hohen Formantpegel. Die Messung des hohen Formantpegels ist nicht nur für die Qualitätsbeurteilung der gesunden Stimme bedeutungsvoll, sondern auch für die der kranken Stimme, z. B. unter Therapiebedingungen. Geräte zur Messung von Stimmumfangsprofilen (Stimmfeldmeßgeräte), die den genannten Formantpegel mit erfassen, sind dazu von besonderem Nutzen. Durch gleichzeitige auditive Befunderhebung entgeht man der Gefahr, eine Zunahme des Formantpegels fehlerhaft durch verstärkte Geräuschanteile zu interpretieren. Mit der Berechnung des Klangkoeffizienten, d.h. einem Quotienten aus hohem Formantpegel und Gesamtschallpegel, ist eine geeignete Möglichkeit gegeben, Klangveränderungen der Stimme darzustellen. Es werden von zwei Patienten - stellvertretend für andere - Spektren abgebildet, die nach Stimmlippenoperationen, die mit einer Verbesserung des Stimmklanges und einer Zunahme des hohen Formantpegels einhergingen, eine bessere Ausprägung der Harmonischen und eine Abnahme der Geräuschanteile erkennen lassen. Die bei 130 Patientinnen und Patienten vor und nach Stimmübungsbehandlung ermittelten Meßergebnisse zeigen, dass neben Registrierungen des Gesamtschallpegels auch die des hohen Formantpegels als Ergänzung der auditiven Befunderhebung sinnvoll erscheinen. Obwohl schon jetzt der Wert dieser Messungen für die phoniatrische Praxis außer Frage steht, sind noch umfangreichere Untersuchungen und vor allem fachgerechte Diskussionen erforderlich. Die Autoren setzen sich mit Meinungen kritisch auseinander, die den Wert der genannten Untersuchungen anzweifeln.

Summary

The measurement of sound energy in the spectral region between 2 and 5 kHz provides additional information to the auditive assessment of voice quality. It can be applied to healthy an sick voices, e. g. in tracing the therapeutic course. Devices for measuring voice range profiles with the possibility of evaluating the high formant region are especially useful and valuable. But, nonetheless, simultaneous auditive assessment is crucial to avoid misinterpretation. Calculation of the quotient of the sound pressure level in the region between 2 and 5 kHz by the total sound pressure level allows to determine vocal sound characteristics and changes of the sound. Pre- and postoperative sound spectra obtained from the voices of patients with diseases of the vocal folds illustrate the improvement of the harmonic structure and the decrease of noise components. The measurement of the high formant intensity has proven to be appropriate for the registration of the voice quality before and after therapy in 130 cases. Although the value of these measurements is highly validated in the phoniatric practice, extensive studies and, especially, expert discussions are still needed. The authors come to terms with opinions that question the validity of the described methods.