Laryngorhinootologie 1995; 74(3): 172-178
DOI: 10.1055/s-2007-997713
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Screeningprogramm zur Selektierung von Hörstörungen Neugeborener im Rahmen der Europäischen Gemeinschaft*

Screening of Hearing Disorders in Newborns within the European CommunityB. Arnold, K. Schorn, M. Stecker
  • Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkranke der Ludwig-Maximilians-Universität München (Direktor: Prof. Dr. med. E. Kastenbauer)
* Auszugsweise vorgetragen auf der „65. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für HNO-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie” im Mai 1994 in Chemnitz.
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Publication Date:
29 February 2008 (online)

Zusammenfassung

In den letzten zwei Jahren wurde bei 1202 Neugeborenen, Säuglingen und Kleinkindern eine Abklärung des Hörvermögens vorgenommen. Bei 51,7% der Kinder, von denen 52,4% Risikofaktoren hatten, erfolgte der Erstverdacht bezüglich einer Schwerhörigkeit vom Kinderarzt, bei 40,2%) von den Eltern, bei 3,6%) vom HNO-Arzt, bei 2,9% von Pädagogen und bei 1,4% vom Hausarzt. Bei den Kindern wurden transitorisch evozierte otoakustische Emissionen (TEOAE), eine Reflexaudiometrie, eine Verhaltensaudiometrie auf 12 kindsgemäße Geräusche und gegebenenfalls eine Hirnstamm-audiometrie (BERA) über Luft- und Knochenleitung mit Klicks und Tieftonreizen durchgeführt. Bei 378 Kindern konnten beidseitig positive TEOAE und bei 151 Kindern einseitig positive TEOAE nachgewiesen und durch die anderen Meßverfahren bestätigt werden. Nur bei 3 Kindern zeigten sich falsch negative Meßergebnisse auf einem Ohr. Zwei dieser Kinder hatten während der BERA einen Infekt und dadurch eine Schalleitungsstörung von 35 dB, ein Kind hatte eine retrokochleäre Schwerhörigkeit. Bei 155 Kindern konnte der Ausfall der TEOAE auf beiden Ohren und bei 16 auf einem Ohr durch die BERA bestätigt werden. Hingegen fanden sich bei 77 Patienten beidseits und bei 25 Patienten einseitig ein Ausfall der TEOAE oder ein nicht eindeutig verwertbares Ergebnis, obwohl bei der Hirnstammaudiometrie keine Schwerhörigkeit über 25 dB nachgewiesen werden konnte. Diese relativ hohe Zahl falsch positiver Ergebnisse erklärt sich in 77 Fällen (76%) durch eine bei der Messung der otoakustischen Emissionen vorliegende Tubenventilationsstörung, während die BERA nach Adenotomie und Sanierung des Mittelohres durchgeführt wurde. Insgesamt ergaben die Untersuchungsergebnisse eine Sensitivität der TEOAE von 98,2%) im Vergleich zur Sensitivität der Verhaltensaudiometrie von 94,1 %, der Stapediusreflexmessung von 79,2% und der Aureopalpebralreflexmessung von 70,9%.

Summary

Early identification of hearing impairment in children poses a major problem for clinical research and development. In the last two years we determined the hearing sensitivity of 1202 newborns, small infants and children. 52.4%) of the children exhibited risk factors for hearing impairment in their medical history. The majority of children was referred to our department by pediatricians (52%), who first suspected hearing impairment, 40% by parents, 3.5% by otolaryngologists, 3% by educators, and 1.5% by general practitioners. The following examinations were performed: transiently evoked otoacoustic emissions (TEOAE), impedance audiometry, auropalpebralreflex, behavioral observation audiometry, and, if necessary, auditory brain stem response (ABR) with air and bone-conducted clicks as well as frequency-following responses at 500 Hz tone burst. In 378 children TEOAE were recorded on both sides, in 151 at least on one side. These results were confirmed by the other techniques. Only three children presented false negative results of TEOAE on one side. Two of these children had a middle ear effusion and a threshold of 35 dB, one had retrocochlear hearing loss. The absence of TEOAE in both ears in 155 children as well as in one ear in 16 children was detected by ABR. Seventy-seven patients showed no responce on both sides, 25 on one side, although a hearing impairment more than 25 dB could not be verified by ABR. This high number of false positive results is explained in 77 cases (76%) by a middle ear dysfunction during the recording of TEOAE, when ABR was performed following adenotomy and paracentesis. Our results demonstrated that the sensitivity of TEOAE is 98.2% in comparison to the sensitivity of behavioral observation audiometry (94.1%)), stapedius reflex measurement (79.2%), and auropalpebral reflex measurement (70.9%).