Laryngorhinootologie 1999; 78(9): 516-520
DOI: 10.1055/s-2007-996919
Ösophagus

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Ösophagusfunktionsszintigraphie (99mTc-DTPA) - Darstellung eines Verfahrens zur Diagnostik der Schlucksuffizienz von Patienten mit Oro- und Hypopharynx-Tumoren*,**

Esophageal Scintigraphy (99mTc-DTPA) - A Diagnostic Method for Assessing Swallowing in Patients with Oropharynx and Hypopharynx TumorsTh. Buttker1 , D. Eßer1 , G. Endert2
  • 1HNO-Klinik der Klinikum Erfurt GmbH (Chefarzt: Priv.-Doz. Dr. med. Eßer)
  • 2Nuklearmedizinische Klinik der Klinikum Erfurt GmbH (Chefarzt: Prof. Dr. med. G. Endert)
* Auszugsweise vorgetragen auf dem XXVIII. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Endoskopie und bildgebende Verfahren e. V. in München im März 1998.** Auszugsweise vorgestellt als Poster auf der 36. Internationalen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin in Leipzig im April 1998.
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Publication Date:
29 February 2008 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund: Über 60% der heute 65jährigen beklagen eine Dysphagie bzw. Odynophagie. Zielstellung dieser Studie war die Untersuchung der Ösophagusfunktionsszintigraphie als Methodik zur Erfassung von quantitativen, reproduzier- und vergleichbaren Parametern der Schluckfähigkeit von Patienten mit Oro- und Hypopharynx-Tumoren vor und nach tumorchirurgischen Eingriffen. Parallel wurde eine Patientengruppe mit Larynx-Tumoren vor und nach Laryngektomie untersucht. Methode: Kontrolliert wurden 15 männliche Patienten mit T3/4 Oro- bzw. Hypopharynx-Tumoren, bei denen eine Tumorresektion und Defektdeckung mittels Radialislappenplastik erfolgte, jeweils vor und nach tumorchirurgischem Eingriff. Des weiteren wurden Ösophagusfunktionsszintigraphien bei 10 Patienten obengenannter Altersgruppe mit T3/4 Larynx-Tumoren vor und nach Laryngektomie durchgeführt. Bewertet wurden die mittlere Transitzeit (MTT in Sekunden) und die Clearance (in %). Per Averaging erfolgte die Berechnung sogenannter Condensed Images. Zusätzlich wurden analoge Darstellungen mittels Polaroidbildern erstellt. Ergebnisse: Bei den 15 Patienten, die als rekonstruktive Maßnahme mittels einer Radialislappenplastik versorgt worden sind, ist bei 60% eine Verbesserung der Schluckfähigkeit festzustellen. Bei den 10 Patienten, die laryngektomiert wurden, finden wir im Vergleich vor und nach tumorchirurgischem Eingriff bezüglich der Clearance in nur 4 Fällen eine faßbare Besserung der Schlucksuffizienz. Betrachtet man die mittlere Transitzeit, so ist sogar in nur 2 von 10 Fällen eine Verbesserung des Schluckprozesses zu verzeichnen. Schlußfolgerungen: Bei den Patienten, die radialislappenplastisch versorgt wurden, ist es durch die rekonstruktive Maßnahme gelungen, die Kontinuität des Oro-Hypopharynx, welche eine wesentliche Vorausetzung für eine erneute Schluckanbahnung darstellt, wieder herzustellen. Insofern ist eine Besserung der Schluckkinetik postoperativ zu erwarten. Bei den laryngektomierten Patienten bedarf offensichtlich das Erlernen eines neuen, den nunmehr veränderten anatomischen Bedingungen angepaßten, Schluckens eines größeren adaptiven und somit auch zeitlichen Aufwandes. Als ursächlich hierfür sind wohl am ehesten die veränderten Hypopharynxdruckverhältnisse anzusehen. Insgesamt sehen wir die Ösophagusfunktionsszintigraphie als eine geeignete Methodik zur Objektivierung der Schluckfähigkeit von Patienten mit oben genannten Tumorerkrankungen an, da sie gut vergleichbare Parameter des Schluckablaufes liefert. Sie ist eine den Patienten kaum belastende, nichtinvasive und im Vergleich zu anderen Untersuchungen kostengünstige Variante der Verlaufskontrolle des Schluckaktes und das auch insbesondere im Rahmen der Tumornachsorge.

Summary

Background: Today more than 60% of 65-year-olds complain of dysphagia or odynophagia. The aim of this study was to use esophageal scintigraphy as a means of estimating quantitative, reproducible, and comparable parameters of the swallowing ability in patients with tumors of the Oropharynx and hypopharynx before and after surgery. Another group of patients suffering from larynx tumors was also examined prior to and following laryngectomy. Methods: Fifteen male patients with T3/4 tumors of the Oropharynx or hypopharynx, which were dissected followed by plastic surgery with a radialis flap, were examined before and after surgery. Esophageal scintigraphy was performed in 10 patients in this age group with T3/4 larynx tumors. The mean transit time (MTT in seconds) and clearance (in %) were the parameters evaluated. Condensed images were determined by averaging. Analog Polaroid images were also obtained. Results: The 15 patients who underwent radialis flap surgery as a reconstructive measure showed a 60% improvement in the ability to swallow. Four of the 10 patients showed an obvious postoperative improvement in the ability to swallow as determined by clearance. With respect to the mean transit time, 2 cases out of 10 showed an improvement in the swallowing process. Conclusions: In patients who underwent reconstructive radialis flap surgery, it was possible to reestablish the continuity of the orohypopharynx, which is a prerequisite for the restoration of the swallowing facilitation. As a result one can expect an improvement in swallowing kinetics postoperatively. The patients who underwent laryngectomy required adaptation time to learn how to swallow under altered anatomical conditions. The primary reason for this is the altered pressure in the hypopharynx. Esophageal scintigraphy provides easily comparable parameters that serve as an ideal method for the objective determination of the ability to swallow in patients with these tumors. This method is neither poorly tolerated nor invasive and compared to other methods is a less costly alternative for examining the swallowing process. <