Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 1998; 33(7): 430-440
DOI: 10.1055/s-2007-994280
Originalia

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Anwendungsmöglichkeit und diagnostische Aussagekraft von evozierten Potentialen bei Patienten mit neurologischen Schäden in der operativen Intensivmedizin

Usefulness and Diagnostic Value of Evoked Potentials in Surgical ICU Patients with Neurological DeficitsE. Maurer, P. Milewski
  • Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin, Klinik am Eichert, Göppingen
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
22. Januar 2008 (online)

Zusammenfassung

Ziel der Untersuchung war es, die diagnostische Aussagekraft evozierter Potentiale (EP) einschätzen zu können. Die Ergebnisse wurden auf ihre Hilfe bei der Diagnostik der anatomischen Lokalisation des Krankheitsprozesses und auf ihre prognostische Relevanz hin untersucht. Methodik: 167 Untersuchungen wurden an 71 sedierten, beatmeten und somit klinisch-neurologisch nur sehr eingeschränkt beurteilbaren Intensivpatienten ausgewertet. Hierzu ermittelten wir die Glasgow-coma-scale, stellten die neuroradiologischen Befunde zusammen und ermittelten das Outcome der Patienten nach Abschluß des Krankenhaus- bzw. des Rehabilitationsaufenthaltes. Ergebnisse: Anhand konkreter Fälle konnte aufgezeigt werden, wie evozierte Potentiale einen Beitrag zur Lokalisation eines Krankheitsprozesses leisten. Es gelang, Ausfälle im Bereich des peripheren Nerven, des Armplexus, des Myelons, des Hirnstamms und des Großhirns nachzuweisen, bzw. auszuschließen. Später zu erwartende Ausfälle konnten in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle überraschend genau vorausgesagt werden. Dies war vor allem bei den Krankheitsbildern Schädel-Hirn-Trauma, Hypoxie und Myelonläsion der Fall. Wir konnten feststellen, daß auch bei sehr hohen Hirndrücken ein gutes Outcome erwartet werden kann, wenn die wiederholt registrierten zentralen Überleitungszeiten im Normbereich bleiben. Schlußfolgerung: Unserer Ansicht nach bereichern die nichtinvasiv ableitbaren evozierten Potentiale die bettseitige Diagnostik bei sedierten Intensivpatienten. Während neuroradiologische Verfahren nur Aussagen über morphologische Veränderungen erlauben, können evozierte Potentiale Auskunft über den funktionellen Zustand des zentralen und peripheren Nervensystems geben. Es handelt sich um eine für Intensivmediziner schnell erlernbare Methode, welche mit vertretbarem finanziellen und personellen Aufwand verbunden ist.

Summary

Purpose: To analyse the diagnostic value of evoked potentials, 176 examinations in 71 sedated, ventilated ICU-patients who could only be examined neurologically on a very limited scale, were registered. We focussed on the evoked potentials, the results having prognostic relevance and beeing useful in the anatomical localisation of the pathological process. The Glasgow coma scale, neuroradiological findings and the data of the outcome status after hospital or rehabilitation discharge were therefore obtained. Results: We could show in distinct cases how evoked potentials could make a contribution to localise a pathogenic process. Failures in peripheral nerves, brachial plexus, myelin, brainstem and cerebrum were detected, respectively excluded. In the vast majority of cases, suspected symptoms were very precisely predicted. This was especially evident in patients suffering from head injury, hypoxia and spinal cord injury. We found that a good outcome can be expected even with high intracranial pressures if the repeatedly registered central conduction time stays normal. Conclusion: We conclude that non-invasive evoked potentials do enrich the bedside diagnostic pattern in sedated intensive-care unit patients. While neuroradiological methods only allow statements on morphological changing, evoked potentials demonstrate the functional status of the peripheral and central nervous system. This method is easy to learn and the cost involved is justified both financially and from the viewpoint of personnel expenditure.

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