Sportverletz Sportschaden 1994; 8(1): 2-15
DOI: 10.1055/s-2007-993447
Michael-Jäger-Preisarbeiten 1993

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die distale femorale Fixation des Tractus iliotibialis

Distal femoral fixation of the iliotibial tractP. Lobenhoffer, T. Gerich, C. Lattermann
  • Unfallchirurgische Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover (Direktor: Prof. Dr. med. H. Tscherne)
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Publication Date:
12 January 2008 (online)

Zusammenfassung:

Der distale Tractus iliotibialis weist zwei anatomisch definierte Fixationsorte am lateralen Femur auf, die wir aufgrund der Lokalisation als suprakondyläre und septumnahe Insertion bezeichnen. Spannungsuntersuchungen an diesen zwei Fixationsorten zeigten, daß die kraniale (septumnahe) Fixation des Traktus bei anteriorer Translation, bei Varusstreß und bei Rotation der Tibia belastet wurde, wogegen die suprakondyläre Insertion hier funktionell nicht beteiligt war. 5 Verfahren der lateralen extraartikulären Stabilisierung wurden unter dem Aspekt ihrer biomechanischen Wirksamkeit überprüft. An einem standardisierten Kniemodell erfolgten jeweils zwei Versuche: eine exzentrische Quadrizepskontraktion von 0 bis 90° Flexion und eine anteriore Translation mit 100 N in 30° Beugung. Mit einem miniaturisierten induktiven Wegaufnehmer wurde die Spannung des vorderen Kreuzbandes vor und nach lateraler Rekonstruktion registriert. Pro Verfahren wurden 5 Kniegelenke verwendet, die als ihre eigene Kontrolle fungierten. Bei exzentrischer Quadrizepskontraktion konnten alle Verfahren bis auf die Andrews-Traktopexie die Spannung des VKB reduzieren. Der Effekt war in Beugung am stärksten und in voller Streckung veränderte kein Verfahren die VKB-Spannung. Die mechanische Festigkeit der Fixation beeinflußte das Ausmaß des Effekts. Bei anteriorer Translation von 100 N reduzierten alle Traktuseingriffe die Spannung des vorderen Kreuzbandes signifikant. Eine weitere Studie mit simultaner Registrierung von Rotation und Translation des Kniegelenks zeigte, daß der Spannungsabfall im VKB nach Traktopexie direkt mit einer Außenrotation der Tibia verbunden war. Die Rotationskurve des Gelenks verschob sich dauerhaft nach lateral und die Neutralstellung wurde nicht mehr erreicht. Der biomechanische Effekt einer lateralen extraartikulären Stabilisierung beruht nach unseren Ergebnissen auf einer Veränderung des Rotationsverhaltens der Tibia zugunsten einer dauerhaften Außenrotation. Die Bedeutung dieses Eingriffs für die Gelenkskinematik ist noch unklar.

Abstract

Two femoral fixation areas were defined in the distal iliotibial tract (ITT) system. They were named supracondylar insertion and insertion near the septum. Biomechanical studies on these insertions revealed tension peaks in the insertion near the septum with anterior translation of the knee, with varus stress and rotational movements. We conclude that the fibers inserting here are secondary restraints against anterior and lateral knee instability. 5 lateral extraarticular procedures were investigated to evaluate their biomechanical effect on knee instability. A standardized cadaver knee model was used with two basic experiments: an excentric quadriceps contraction from 0 to 90° of flexion and an anterior translation with 100 N in 30° of flexion. 5 knees were investigated for each procedure. Results from the excentric quadriceps contraction study imply reduced ACL strain with all extraarticular procedures except the Andrews tenodesis. The quantitative effect was related to the mechanical strength of the fixation of the ITT. All lateral procedures reduced ACL strain with anterior translation of the knee. The last part of the study included simultaneous registration of rotation and translation of the knee. We demonstrated a close relation of decreased ACL strain due to a lateral procedure and pathological external rotation of the knee. The knee no longer reached the physiological neutral rotation angle after an effective lateral tenodesis procedure. The significance of this effect is not clear at the present time.

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