Ultraschall Med 2007; 28 - V_3_25
DOI: 10.1055/s-2007-988936

Die ärztliche Gesprächs- und Beratungskompetenz in der Pränatalmedizin

H Makoschey-Weiß 1
  • 1Praxis für Pränatalmedizin, Meckenheim, Germany

Dieser Beitrag befasst sich mit der Frage, wie die Qualität der Beratung in der Pränatalmedizin gesichert werden kann. Hierzu wird das Konzept einer Schwerpunktpraxis für Pränatalmedizin vorgestellt. Ärztliche und nicht ärztliche Beratung ergänzen sich hier, wobei die jeweiligen Aufgaben und Zuständigkeiten definiert werden.

Ein Teil des Gesamtkonzeptes ist die Integration einer psychosozialen Beratung durch Mitarbeiterinnen der Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle donum vitae für Patientinnen, die sich im Rahmen der Pränatalmedizin in belastenden Entscheidungssituationen befinden. Inhalt und Zielsetzung dieser Beratung werden dargestellt. In Abgrenzung zu dieser nichtärztlichen Beratung wird die Komplexität der ärztlichen Beratung untersucht. Diese beinhaltet die Vermittlung von medizinischen Fakten, die empathische Hilfe bei der Einordnung dieser Fakten in den Kontext der Patientin und die Unterstützung bei der Entwicklung einer selbstbestimmten Entscheidung. Pränatalmediziner sind in ihrer Arbeit häufig mit ethischen Grenzsituationen befasst. Ohne entsprechende Fortbildungs- und Supervisionsangebote, die die Fähigkeit des Arztes trainieren, in diesen schwierigen Gesprächssituationen für die Patientin kompetent zu Verfügung zu stehen, besteht beim Arzt die Tendenz, sich auf seine Funktion als “diagnostischer Dienstleister“ zurück zu ziehen und die Gefahr eines Burn-out.

Schlussfolgerung: Sowohl die Gesprächskompetenz, als auch die Arbeitszufriedenheit der Pränatalmediziner können nur gesichert werden, wenn der ärztlichen Beratungssituation mehr Aufmerksamkeit zukommt. Die gegenwärtige Tendenz, die nicht ärztliche Beratung im Kontext von Pränatalmedizin zu institutionalisieren, verstärkt die Tendenz, dass ursprünglich ärztliche Aufgaben an andere Berufsgruppen delegiert werden. Hier ist eine innerärztliche Diskussion um das eigene Selbstverständis erforderlich.