Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2007; 17 - A46
DOI: 10.1055/s-2007-988755

Funktionstraining im Wasser vs. Trockentraining bei rheumatischen Erkrankungen

S Derlien 1, UC Smolenski 1
  • 1Institut für Physiotherapie, Jena

Frage: Die vorliegende Studie geht der Frage nach, inwieweit sich die Durchführung von Funktionstraining entsprechend §43 SGB V bei rheumatischen Erkrankungen auf die funktionelle Gesundheit der Betroffenen auswirkt. Dabei sollen Effekte für Trockentraining und Wassergymnastik getrennt analysiert werden.

Methode: Die Studie wurde mit der Unterstützung der Rheumaliga Thüringen und der AOK Thüringen durchgeführt. Alle Probanden wurden einer Trockentrainingsphase und einer Phase des Funktionstrainings im Wasser zugeführt. Es handelt sich somit um ein Cross-over Studiendesign. Die Startintervention wurde randomisiert zugeteilt. Nach dreimonatigem Training wurde die Intervention gewechselt. Messzeitpunkte waren eine Baseline von 1 Monat vor Beginn, Interventionsbeginn, Trainingswechsel, Ende des Trainingszeitraums und Followup 1 Monat nach Beendigung. An der Studie nahmen 100 Patienten teil, aufgeteilt in die 4 Gruppen: Gonarthrose (G), Ko-xarthrose (K), Spodylitis ankylosans (SpA) und Rheumatoidartritis (Ra) (jeweils n=25). Zielparameter für die allgemeine Gesundheit sind die Subscores des SF-36, für die Alltagsbelastbarkeit der PACT-Score, und für die Beurteilung der Schmerzwahrnehmung die visuelle Analogskala für die Körperregionen Beine, Arme, Wirbelsäule gesamt und Allgemeines Schmerzgeschehen.

Ergebnis: In der Betrachtung der Gesamtgruppe (n=100) sind in dem physischen und mentalem Score des SF-36 Trends zur Besserung über den gesamten Studienzeitraum zu sehen. Es kommt zu einer Annäherung an die Normalpopulation. In der Betrachtung der Alltagsbelastung sehen wir für die Gesamtgruppe keine Besserung. In der Schmerzwahrnehmung aller untersuchten Körperregionen ist eine signifikante Herabsetzung bis zum Follow-up festzustellen. Für die Detailbetrachtung der einzelnen Erkrankungen sind folgende Abweichungen zur Gesamtbetrachtung festzustellen: G: Keinen Benefit im SF-36, Trend zur Besserung im Interventionszeitraum, Schmerzwahrnehmung durch zweite Interventionsphase verbessert, gleich welche Therapie appliziert wird. K: Keinen Benefit im SF-36, Besserung der Schmerzwahrnehmung in der ersten Hälfte ohne Bezug zur Therapie, in zweiter Hälfte durch Wassergymnastik signifikante Verbesserung, nicht so durch Trockengymnastik in zweiter Hälfte. RA: Im physischen Score keine Veränderungen festzustellen, im mentalen signifikanter Anstieg nach Beginn der Intervention. In der Schmerzwahrnehmung durch Wassertherapie signifikate Verbesserung, nicht so durch Trockentherapie SpA: Größter Benefit durch Wassertherapie für physischen und mentalen Score. In der Schmerzwahrnehmung durch Trockentherapie signifikante Verbesserung, nicht so durch Wassertherapie.

Diskussion: Schmerzreduktion ist auch bei chronischen Schmerzzuständen möglich. Ein Anstieg der physi-schen Komponenten im Bereich der Alltagsfunktionen ist festzustellen. Die Wassertherapie ist als Einstieg in die Bewegungstherapie der Trockengymnastik vorzuziehen. Bei Cox- und Gonarthrose sowie der Rheumatoidartritis ist auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Wasser- und Trockengymnastik zu achten. Die begonnene Aktivität ist trotz einer Initialverschlechterung nicht aufzugeben.

Literatur: Bullinger M, Kirchberger I: SF-36 Gragebogen zum Gesundheitszustand. Göttingen Hofgrefe 1989 Ekblom B, Nordemar R: Rheumotoide Arthritis. In Skinner JS (Hrsg.): Rezepte für Sport- und Bewegungstherapie. Köln: Deutscher Ärzteverlag 1989 Fricke R: Rheuma-Funktionstraining. Sarow 2001.