Frage: Der Tinnitus gilt als eine „Zivilisationskrankheit“, die durch ein immer schnelleres und reizüberflutetes Leben begünstigt wird. War die Symptomatik vor 25 Jahren noch nahezu unbekannt, spricht die Deutsche Tinnitus-Liga von einer Zuwachsrate von inzwischen 270.000 Betroffenen mit chronischem Tinnitus pro Jahr. Wie profitieren Patienten mit Tinnitus von einem integrativen Versorgungskonzept?
Methode: Es wird in einer Übersicht der Behandlungsansatz der Tinnitustagesklinik der Charité dargestellt. Die tagesklinische Tinnitusbehandlung hat das Ziel, das Unterbewusstsein von der Wahrnehmung lästiger Geräusche abzukoppeln, also das akustische System auf die normale Wahrnehmung zurückzuführen. Basierend auf den Ergebnissen der ärztlichen und psychologischen Eingangsuntersuchung erfolgt die Erarbeitung eines individuellen Therapieprogramms. Entsprechend den persönlichen Erfordernissen werden medizinisch-psychotherapeutische und physiotherapeutische Maßnahmen unter besonderer Berücksichtigung von Bewegungseinschränkungen der Halswirbelsäule, durchgeführt. Dieses umfasst die Tinnitus-Bewältigungstraining und das Erlernen von verschiedenen Entspannungsverfahren. Ziel sind die Förderung der Selbstbeobachtung, das Erkennen von typischen Konfliktsituationen und die Aufarbeitung von Belastungsproblemen. Verschiedene Entspannungstechniken werden gemäß der persönlichen Bedürfnissen intensiv erlernt und unter fachgerechter Anleitung im Training vertieft. Elemente wie Musik- und Klangtherapie sowie Atem-Feedback-Methoden können die Therapie sinnvoll ergänzen. Bewegungs-, Konzentrations- und Aufmerksamkeitsübungen helfen, die geistige und psychische Flexibilität zu intensivieren, um dadurch die Aufmerksamkeit der Sinne wieder auf die Umwelt richten zu lernen. Die Therapien werden zum Teil in Einzelberatung, zum Teil in Gruppen mit max. 15 Teilnehmern durchgeführt, die unter gleichen oder ähnlichen Symptomen leiden. Die Behandlung soll in kurzer Zeit erforderliche Kenntnisse und Fähigkeiten vermitteln, um die erlernten Therapieelemente selbständig fortführen zu können.