Z Gastroenterol 2007; 45 - P299
DOI: 10.1055/s-2007-988445

Risikofaktoren und Outcome von 98 Patienten mit konservativer Therapie bei nekrotisierenden Pankreatitis (NP): Spielt die Infektion der Nekrose eine Rolle?

W Huber 1, M Neudeck 1, A Umgelter 1, W Reindl 1, M Franzen 1, C Lampart 1, M Hennig 2, F Eckel 1, R Schmid 1
  • 1Klinikum Rechts der Isar; Technische Universität München, II. Medizinische Klinik, München, Germany
  • 2Klinikum Rechts der Isar; Technische Universität München, Institut für Medizinische Statistik und Epidemiologie, München, Germany

Einleitung: Trotz intensivmedizinischer Fortschritte wird die Letalität bei nekrotisierender Pankreatitis weiter mit bis zu 30% angegeben. Umstritten sind verschiedene Parameter zur frühzeitigen Risikoprädiktion sowie der Stellenwert des chirurgischen Vorgehens, insbesondere bei infizierten Nekrosen.

Ziele: Im eigenen Patientengut wird die NP seit ca. 15 Jahren primär konservativ therapiert, ungeachtet eines Nachweises von infizierten Nekrosen. Ziel der Untersuchung war es, Prognose- und Risikofaktoren während des Verlaufs zu analysieren.

Methodik: Retrospektive (1994–1999), seither prospektive Erfassung von Risiko- und Prognosefaktoren bei gesicherter nekrotisierender Pankreatitis (Nekrose-Nachweis im Kontrast-CT). Evaluation von prädiktiven Risikofaktoren bei Aufnahme auf die ICU, Mortalität in Abhängigkeit von Nekrosen-Sterilität bzw. Infektion. Statistik: Multiple Regressionsanalyse betr. maximalen Anstiegs des APACHE-II-Scores; Chi-Quadrat-Test. SAS-Software.

Ergebnis: n=98; Alter 53,5±15,1 Jahre, 64m, 34w, max. CRP 28,4±11,7mg/dl, max. APACHE-II-Score 26,4±13,4, max. Lipase 7375±13193U/L.

1.) Prognosefaktoren: Das Risiko für einen ungünstigen Verlauf stieg mit der Höhe des Kreatinins (p=0,0007) und des Alters (p=0,0351) bei Aufnahme auf die Intensivstation. Die Höhe von Lipase, Blutzucker, Kalzium, Hämatokrit und Leukozyten, das Vorhandensein von Cullen- und/oder Grey-Turner-Zeichen und die Genese der Pankreatitis waren nicht prädiktiv.

2.) Mortalität in Abhängigkeit vom Nekrosen-Infekt: Die Gesamtmortalität betrug 12/98 (12%). 50 der Patienten wurden mindestens einmal punktiert. Ihre Mortalität unterschied sich mit 6/50 (12%) nicht von den nicht-punktierten Patienten (6/48; 13%). Bei 35/50 (70%) der Punktierten ließen sich Keime in Punktat/Drainage nachweisen. Die Mortalität dieser Patienten unterschied sich mit 4/35 (11%) nicht von der der Patienten mit sterilen Nekrosen (2/15; 13%).

Schlussfolgerung:

1.) Der alleinige Nachweis von Keimen in Nekrosen rechtfertigt keine chirurgische Therapie. Das Outcome dieser Patienten unterscheidet sich bei konservativer Therapie unter der Voraussetzung einer Test-gerechten Antibiose nicht von dem von Patienten mit sterilen Nekrosen.

2.) Prognostisch ungünstig sind die Erhöhung des Kreatinins und hohes Alter.