Z Gastroenterol 2007; 45 - P247
DOI: 10.1055/s-2007-988393

Prospektive Evaluation der MYH-Hotspotmutationen Y165C und G382D bei 352 Patienten mit erfolgter Koloskopie

M Casper 1, G Plotz 1, B Jüngling 1, M Wormek 1, S Zeuzem 2, J Rädle 1
  • 1Klinik für Innere Medizin II, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg, Germany
  • 2Medizinische Klinik I, Klinikum der Johann-Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main, Germany

Einleitung: Biallelische Keimbahnmutationen im MYH-Gen können eine MYH-assoziierte Polyposis (MAP) mit zumeist 10 bis 100 kolorektalen Adenomen verursachen. In der vorliegenden Studie wurde die Häufigkeit der beiden MYH-Hotspotmutationen Y165C und G382D prospektiv bei Patienten mit erfolgter Koloskopie bestimmt und die phänotypischen Konsequenzen der detektierten Varianten untersucht.

Methodik: Evaluiert wurden 352 Patienten (116 mit koloskopischem Normalbefund, 131 mit kolorektalen Adenomen und/oder Karzinomen, 92 mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (CED) und 13 mit sonstigen Befunden). Nach DNA-Isolation aus zangenbioptisch entnommener normaler Kolonschleimhaut und Amplifikation der MYH-Exons 7 und 13 wurden Träger der Y165C- bzw. G382D-Mutation durch Restriktionsverdau (MwoI und BglII) identifiziert. Bei einem Mutationsnachweis wurden zusätzlich die Exons 2–14 sequenziert.

Ergebnisse: Eine heterozygote Y165C- oder G382D-Mutation konnte bei fünf bzw. drei Patienten identifiziert werden. Eine biallelische MYH-Mutation (compound heterozygoter Y165C/G382D-Status) ließ sich nur bei einem Patienten mit aktuell 35 Adenomen nachweisen, bei dem innerhalb der letzten 12 Jahre bereits 65 Adenome endoskopisch abgetragen wurden. Sechs weitere Patienten, darunter 2 Patienten mit mehreren kolorektalen Adenomen sowie je 2 Patienten mit CED bzw. einem unauffälligen Koloskopiebefund, wiesen monoallelische Y165C- oder G382D-Mutationen auf. Bei keinem dieser 6 Patienten wurde neben den bereits bekannten Polymorphismen IVS 6+35 G>A und Q324H eine sicher pathogene zweite MYH-Mutation nachgewiesen.

Schlussfolgerung: Träger pathogener biallelischer MYH-Keimbahnmutationen konnten im koloskopisch untersuchten Gesamtkollektiv bzw. bei den Risikopersonen mit kolorektalen Adenomen oder Karzinomen in einer Frequenz von 0,3% bzw. 0,8% identifiziert werden. Bei einer Polyposis mit mehr als 10–15 kolorektalen Adenomen sollte an eine MAP gedacht und eine MYH-Mutationsdiagnostik initiiert werden. Monoallelische MYH-Mutationen konnten im untersuchten Gesamt- und Risikokollektiv bei 1,1% bzw. 1,5% der Patienten gefunden werden. Ein erhöhtes Adenomrisiko für monoallelische Mutationsträger ließ sich nicht nachweisen.