Z Gastroenterol 2007; 45 - P244
DOI: 10.1055/s-2007-988390

Lymphozytäre Kolitis: Klinische Charakteristika und Verlauf von 207 Patienten

A Madisch 1, S Miehlke 1, B Kusnik 2, B Bethke 2, M Stolte 2
  • 1Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Technische Universität Dresden, Medizinische Klinik und Poliklinik I, Dresden, Germany
  • 2Klinikum Bayreuth, Institut für Pathologie, Bayreuth, Germany

Hintergrund: Die lymphozytäre Kolitis zählt zu den chronisch-entzündlichen Darmerkrankung mit dem Leitsymptom chronische wässrige Diarrhö. Daten zu klinischen Charakteristika größerer Patientenkollektive mit lymphozytärer Kolitis sind bisher nur unzureichend vorhanden und in der Regel retrospektiv erhoben worden.

Ziel: Wir untersuchten prospektiv klinische Parameter, Ansprechen auf medikamentöse Therapien und den klinischen Verlauf eines großen Patientenkollektives mit lymphozytärer Kolitis.

Methoden und Patienten: Bei Patienten mit histologisch nachgewiesener lymphozytärer Kolitis wurden prospektiv anhand standardisierter Fragebögen folgende Parameter erfasst: Symptombeginn und Zeitpunkt der Diagnosestellung, Krankheitsdauer, Stuhlfrequenz und -konsistenz, andere gastrointestinale Symptome einschließlich Alarmsymptome, Medikamenten-anamnese und Begleiterkrankungen.

Ergebnisse: Insgesamt 207 Patienten (Frauen 76%, mittleres Alter 61 Jahre, Spanne 22–89 Jahre) waren für die Analyse auswertbar. Die Dauer der Symptomatik betrug vor Diagnosestellung durchschnittlich 23 Monate (Spanne 2 Wochen bis 45 Jahre). Die mittlere Stuhlfrequenz lag bei 6 pro Tag (Spanne 1 bis 20). 55 Patienten (26,5%) gaben begleitende abdominelle Schmerzen an, 100 Patienten (48%) einen Gewichtsverlust (im Mittel 6kg), 126 Patienten (60,8%) nächtliche Stuhlgänge. Begleitende Autoimmunerkrankungen (Diabetes, Schilddrüsenfunktionsstörungen, rheumatoide Arthritis) wurden von 82 Patienten (39,6%) angegeben. Eine anhaltende klinische Remission wurde von 80 Patienten (38;6%) berichtet, davon erhielten 35 Patienten Medikamente (Kortikosteroide, Antibiotika, Wismutsalicylat). Bei 125 Patienten (66,5%) war eine empirische Therapie nicht erfolgreich. Bei 6 Patienten (2,9%) konnte ein Übergang von der lymphozytären in die kollagene Kolitis beobachtet werden, bei einem Patienten von der kollagenen zur lymphozytären Kolitis.

Diskussion: Die lymphozytäre Kolitis ist häufig mit abdominellen Schmerzen, nächtlichen Stuhlgängen, Gewichtsverlust und begleitenden Autoimmunerkrankungen assoziiert. Die Ansprechraten unter einer empirischen Therapie sind schlecht. Randomisierte, kontrollierte Studien sind notwendig, um effektive Therapieoptionen für Patienten mit lymphozytärer Kolitis zu evaluieren.